Dtsch Med Wochenschr 1974; 99(28): 1496-1499
DOI: 10.1055/s-0028-1107970
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Abortive Formen des Pickwick-Syndroms

Abortive forms of the Pickwickian syndromeW. Kuhl
  • Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden
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Publikationsdatum:
07. April 2009 (online)

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Zusammenfassung

In 3 Jahren wurde an der Deutschen Klinik für Diagnostik unter 1 610 männlichen Patienten mit der Diagnose einer Adipositas (11% aller untersuchten männlichen Patienten) bei 27 die Diagnose eines abortiven Pickwick-Syndroms gestellt. Die Diagnose gründete sich auf die Symptomentrias: Hypersomnie, periodische Atmung im Schlaf mit Pharynxkollaps und Adipositas. Das zentrale Symptom ist die periodische Atmung, die durch ein funktionelles Ventilationshindernis im Pharynxbereich während des Schlafes entsteht. In zehn Fällen waren wahrscheinlich anatomische Veränderungen im Nasen-Pharynx-Raum an der Ventilationsstörung mitbeteiligt. Die periodische Atmung im Schlaf mit Verlegung der Atemwege führt zu einem periodischen Weckeffekt durch Hypoxie und Hyperkapnie. Dieser Mechanismus verbindet die abortiven Formen mit den aus der Literatur bekannten Spätformen des Pickwick-Syndroms mit kardiopulmonalen und zerebralen Komplikationen. Die abortiven Formen bleiben meist unentdeckt und sind wahrscheinlich häufiger als bisher bekannt. Wegen ihrer Einschlafneigung sind die Patienten besonders am Steuer gefährdet. Die Erkennung solcher Fälle hat daher sozialmedizinische Bedeutung. Auch wegen der Möglichkeit kardiopulmonaler Komplikationen ist die Früherkennung wichtig. Durch Gewichtsreduktion läßt sich bei den abortiven Formen eine ausreichende Besserung der Hypersomnie erzielen.

Summary

In the course of three years the diagnosis of obesity was made in 11% of 1610 male patients. In 27 the diagnosis of abortive Pickwickian syndrome was made, there being hypersomnia, periodic breathing during sleep with pharyngeal collapse, and obesity. The central sign is the periodic breathing which is caused by functional impairment of ventilation in the pharyngeal region during sleep. In 10 patients probable anatomical changes in the naso-pharyngeal area played a part in the ventilation disorder. Periodic breathing during sleep with displacement of the airway leads to periodic awakening from hypoxia and hypercapnia. The abortive form usually remains undetected and is probably more common than previously thought. Because such patients tend to fall asleep, they are especially endangered when driving. The diagnosis, therefore, is of great importance. The recognition is also necessary because of possible cardio-pulmonary complications. In the abortive forms satisfactory improvement of the hypersomnia can usually be achieved by weight reduction.