Dtsch Med Wochenschr 1974; 99(13): 618-628
DOI: 10.1055/s-0028-1107813
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Fettsucht als Störung des Appetitverhaltens. I. Experimentelle Untersuchungen der Appetit- und Sättigungsregulation1

Obesity: experimental investigations of appetite and satiety regulationV. Pudel, J.-E. Meyer
  • Psychiatrische Klinik der Universität Göttingen (Direktor: Prof. Dr. J.-E. Meyer)
1 Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (SFB 33)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. April 2009 (online)

Die Fettsucht als Störung des Appetitverhaltens. II. Psychosoziale und psychodynamische Aspekte der Fettsucht*

Zusammenfassung

Fettsucht ist das Ergebnis einer langfristigen kalorischen Überbilanzierung. Aus dieser Feststellung wird abgeleitet, daß Menschen dann Nahrungsmengen über ihren individuellen Bedarf hinaus aufnehmen, wenn ihre Appetit- und Sättigungsregulation gestört sind. Daher ist Übergewicht eine Folge dieser Regulationsstörungen. Experimentelle Befunde rücken die besondere Bedeutung von psychologischen Faktoren in den Vordergrund, denn gerade sie beeinflussen bei Fettsüchtigen die Steuerung von Appetit und Sättigung nachhaltig. Dabei haben bestimmte Signale in der Umwelt des Fettsüchtigen eine »Auslösefunktion« für Appetit und Sättigung. Fehlen jene Umweltreize, wie in der experimentellen Situation am Food-dispenser, so unterliegt die Nahrungsaufnahme Fettsüchtiger zufallsbedingten Schwankungen, während Normalgewichtige und vor allem Kinder in der gleichen Situation Mengen aufnehmen, die sich an ihrem Energiebedarf orientieren.

Summary

Obesity is the result of a long-term hypercaloric intake. From this is implied that an increased food intake beyond the individual need exists when appetite and satiety regulations are defective, resulting in overweight. Experimental findings stress the particular importance of physiological factors. They exert a lasting influence on the regulation of appetite and satiety in the obese. Certain signals in the surroundings of obese people have a »trigger function« on appetite and satiety. If these stimuli are lacking, as experimentally shown for the food-dispenser, the food intake of obese people shows chance variations whereas under the same conditions normal-weight persons and above all children have a food intake according to their energy requirements.

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