Zusammenfassung
Die bisher desolate Prognose für Patienten mit Herzinfarkt und Schock kann durch den
Einsatz mechanischer Assistsysteme, unter Umständen in Verbindung mit kardiochirurgischen
Maßnahmen, offensichtlich verbessert werden. Der Zeitpunkt für den Einsatz dieser
Maßnahmen ist aber unklar, weil die klinische Symptomatik im Stich läßt. Daher sind
detaillierte hämodynamische Untersuchungen unerläßlich, um die prognostisch ungünstigen
Fälle rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Bei 34 Patienten konnten durchschnittlich
5œ Stunden nach Infarkteintritt die wesentlichen hämodynamischen Parameter gemessen
werden: Der akute Myokardinfarkt führt stets zu einem Abfall des Schlag- und Herzzeitvolumens
und der Schlagarbeit. Der Füllungsdruck der linken Kammer und der periphere Widerstand
steigen, ebenso der Mitteldruck im Lungenkreislauf. Am zweiten Tag nach dem Infarkteintritt
fallen Schlagvolumen, Herzzeitvolumen und Schlagarbeit weiter geringfügig ab und erreichen
die Minima des gesamten Verlaufes. Die Hämodynamik bei Patienten mit Herzinfarkt und
kardiogenem Schock ist gekennzeichnet durch die besonders hochgradige Erniedrigung
des Schlagvolumens und des Herzzeitvolumens und den signifikanten Anstieg des linksventrikulären
enddiastolischen Druckes und des peripheren Widerstandes. Der Quotient aus Schlagarbeitsindex
und Füllungsdruck in der linken Kammer ist signifikant niedriger als bei Patienten
ohne Schock. Von Fall zu Fall können die einzelnen Größen allerdings in einem weiten
Bereich streuen. Daher kann der funktionelle Zustand des Herzens nach einem frischen
Infarkt nicht durch einen einzelnen Parameter erfaßt werden. Eine prognostische Aussage
ist dagegen mit der zusammenfassenden Betrachtung mehrerer Meßwerte möglich. Das Risiko
des akuten Herzversagens ist hoch bei Patienten mit einem Herzminutenvolumenindex
unter 1,75 l/min · m2 , wenn gleichzeitig der linksventrikuläre Füllungsdruck über 17 mm Hg erhöht ist und
der Quotient aus Schlagarbeitsindex und enddiastolischem Druck im linken Ventrikel
unter 1,2 g·m/m2 · mm Hg fällt.
Summary
Haemodynamic data were obtained in 34 patients on average five-and-a-half hours after
onset of an acute myocardial infarction. Acute myocardial infarction regularly resulted
in a fall of the stroke volume, cardiac output and stroke work. The left-ventricular
filling pressure and peripheral resistance increased, as well as the mean pressure
in the pulmonary circulation. On the second day after infarction stroke volume, cardiac
output and stroke work fell further to a minor degree, reaching the lowest value ever.
The haemodynamics in patients with myocardial infarction and cardiogenic shock are
characterized by a marked fall in stroke volume and cardiac output and a significant
rise in left-ventricular end-diastolic pressure and peripheral resistance. The ratio
of stroke work index and filling pressure of the left ventricle is significantly lower
than in patients without shock. However, in individual cases some of the values are
within a wide area of scatter. The functional state of the heart after acute myocardial
infarction can, therefore, not be assessed by a single haemodynamic datum. A prognostic
decision can, however, be made from several values. The risk of acute heart failure
is high in patients with a cardiac index below 1.75 l/min · m2 , if at the same time left-ventricular filling pressure is above 17 mm Hg and the
ratio of stroke work index to end-diastolic pressure in the left ventricle is less
than 1.2 g • m/m2 · mm Hg.