Dtsch Med Wochenschr 1975; 100(34): 1694-1697
DOI: 10.1055/s-0028-1106446
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Nagelverfärbung und Haarausfall

Leitsymptome einer Quecksilbervergiftung durch kosmetische BleichmittelNail changes and loss of hair: cardinal signs of mercury poisoning from hair bleachesH. Wüstner, C. E. Orfanos - unter Mitarbeit von H. Steinbach, H. Käferstein und H. Herpers
  • Universitäts-Hautklinik Köln (Direktor: Prof. Dr. G. K. Steigleder), Pharmakologisches Institut der Universität Köln (Direktor: Prof. Dr. W. Klaus), Institut für Gerichtliche Medizin der Universität Köln (Direktor: Prof. Dr. G. Dotzauer) und Institut für Kernchemie der Universität Köln (Direktor: Prof. Dr. W. Herr)
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Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Die zunehmende Umweltgefährdung durch Quecksilber stellt heute in allen westlichen Ländern ein ernstes Problem dar. Dermatologische Leitsymptome, wie Verfärbung der Nägel und Haarausfall, führten kürzlich in der Bundesrepublik zur Aufdeckung einer chronischen Quecksilberintoxikation mit allgemeinen Störungen (Gewichtsverlust, Stomatitis, Abnahme der Hör- und Merkfähigkeit, psychische Unruhe), die bis dahin unerkannt geblieben war. Der Quecksilbergehalt im Nagel der Kranken war extrem hoch (1720 mg/l). Der Quecksilberspiegel im Urin lag nach Dimercaprol-Injektion bei 1,97 mg/l und somit etwa 400fach über der oberen Normgrenze (0,005 mg/l). Die Quecksilberintoxikation war offensichtlich auf den Gebrauch von nicht rezeptpflichtigen, quecksilberhaltigen Bleichmitteln (etwa 5% und 6% Hg) zurückzuführen, die ohne Inhaltsdeklaration und ohne Hinweis auf mögliche Nebenwirkungen heute noch im Handel sind. Derartige Beobachtungen sind eine Warnung vor dem langjährigen unkontrollierten Gebrauch quecksilberhaltiger Externa. Sofern quecksilberhaltige Präparate erforderlich sind, dürfte ihre Anwendung in der Bundesrepublik, wie in angelsächsischen Ländern, ausschließlich unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.

Summary

In the German Federal Republic it has recently become known that generalised disorders of chronic mercury poisoning (loss of weight, stomatitis, hearing and sensory loss, emotional disturbances) have accompanied the cardinal signs of nail discolouration and loss of hair. The mercury content of nails in such patients was extremely high (1720 mg/l). The urinary level of mercury after dimercaprol injection was 1.97 mg/l, about 400 times above the upper limit of normal (0.005 mg/l). The poisoning was apparently caused by the use of mercury-containing bleaches (about 5% and 6% Hg) which do not require prescription and are marketed without any statement about composition or possible side-effects. The cases are a warning against uncontrolled use of external application of mercury-containing preparations.

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