Dtsch Med Wochenschr 1975; 100(14): 730-735
DOI: 10.1055/s-0028-1106285
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Schrittmachertherapie tachykarder Rhythmusstörungen durch frequenzbezogene Intervallstimulation*

Pacemaker treatment of tachy-arrhythmias by programmed rate-related interval stimulationB. Lüderitz, G. Steinbeck, L. Guize, F. Zacouto
  • Medizinische Klinik I der Universität München, Klinikum Großhadern, und Hôpital Boucicaut, Paris
* Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des SFB 89 - Kardiologie Göttingen
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Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Beherrschung tachykarder Rhythmusstörungen kann durch eine zeitlich exakt definierte Einzelstimulation erreicht werden, die auf die Unterbrechung einer sogenannten kreisenden Erregung ausgerichtet ist. Eine vorzeitige Depolarisation des Myokards bedingt, daß sich bestimmte Muskelareale gegen die atypische Erregungswelle, welche die tachykarde Rhythmusstörung unterhält, refraktär verhalten. Ein neuartiges Stimulationsprinzip ist in der Lage, automatisch den Zeitpunkt einer gekoppelten Impulsabgabe als Funktion der jeweils vorangegangenen beiden Herzaktionen zu variieren und somit automatisch frequenzbezogen zu arbeiten. Die programmierte Intervallstimulation erwies sich an insgesamt 74 Patienten als risikoarme Methode, die sowohl bei medikamentös unbeeinflußbaren ventrikulären Tachykardien als auch bei salvenartig auftretenden Kammerextrasystolen als Vorläufer von Tachykardien wirksam war. Vorhofflattern konnte durch atriale intervallbezogene Mehrfachstimulation in Vorhofflimmern und Sinusrhythmus überführt werden. Durch ventrikuläre sequentiale RR-bezogene Mehrfachstimulation war die Suppression von Tachykardien möglich, die sich durch Einfach- und Doppelstimulation nicht beseitigen ließen. Die frequenzbezogene Stimulationstherapie stellt auf Grund der vorliegenden Befunde eine Alternativmethode bei tachykarden Rhythmusstörungen dar, die sich mit konventionellen Behandlungsmaßnahmen nicht beherrschen lassen.

Summary

Programmed rate-related interval stimulation proved to be a low-risk method when applied to 74 patients with drug-resistant ventricular tachycardia or runs of ventricular extrasystoles as precursors of tachycardia. Atrial flutter was converted to atrial fibrillation and sinus rhythm by atrial interval-related multiple stimulations. Tachycardias, which could not be terminated by simple or double stimulation, were successfully suppressed by sequential ventricular R-R related multiple stimulations. Rate-related stimulation has proved to be an alternative method of treating tachy-arrhythmias unresponsive to conventional means.

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