Dtsch Med Wochenschr 1977; 102(50): 1836-1837
DOI: 10.1055/s-0028-1105580
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Prävalenz der Adipositas bei stationären Patienten zwischen 1933 und 1972*

Incidence of obesity in hospitalised patients 1933–1972M. Berger, I. Wiedorn, P. Berchtold, H. Zimmermann
  • 2. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universität Düsseldorf
* Professor Dr. F. Grosse-Brockhoff, Düsseldorf, zum 70. Geburtstag
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. April 2009 (online)

Zusammenfassung

Anhand einer Auswertung von 31 686 Krankheitsgeschichten wurde die Prävalenz der Adipositas bei stationären Patienten der 2. Medizinischen Klinik der Universität Düsseldorf in den Jahren von 1952 bis 1972 ermittelt. Dabei wurde ein steiler Anstieg der Fettsuchtshäufigkeit bis zum Erreichen eines Plateaus von 24 ± 2% von 1956-1972 festgestellt. In Verbindung mit einer entsprechenden Krankenhausstatistik von Grosse-Brockhoff (1952) an der Bonner Medizinischen Universitätsklinik werden damit etwa 66 000 stationäre Patienten über 40 Jahre erfaßt. Abhängig von den sozio-ökonomischen Verhältnissen kam es über die Kriegs- und Nachkriegszeit zu einem markanten Abfall der Fettsuchtshäufigkeit bis zu einem Tiefpunkt von 2% im Jahre 1946. Während die mittlere Adipositas-Prävalenz vor 1935 bei 10% lag, beträgt sie seit 1958 etwa das Zweieinhalbfache. Es ist anzunehmen, daß dieser Befund nicht auf einen entsprechend höheren Kalorienkonsum der Bevölkerung, sondern vielmehr auf eine generelle Verminderung der körperlichen Aktivität zurückzuführen ist. Die Zunahme der Fettsucht in der Bevölkerung, die sich in dieser Krankenhausstatistik widerzuspiegeln scheint, dürfte über eine entsprechende Häufung kardiovaskulärer Risikofaktoren zu der noch ständig steigenden kardiovaskulären Mortalität in der Bundesrepublik Deutschland beitragen.

Summary

Analysis of 31 686 patient records for obesity among hospitalised patients in the Second Medical Clinic of Düsseldorf University between 1952 and 1972 demonstrated a steep rise to a plateau of 24 ± 2% in 1956-1972. Adding a corresponding analysis from the Bonn Medical University Clinic some 66 000 hospitalised patients could be included for a period of 40 years. Socio-economic conditions in the war and postwar period produced a marked fall in obesity to a minimum of 2% in 1946. The mean incidence before 1935 was 10%, by 1958 it had increased two-and-a-half fold. It is thought that this had been due not to a corresponding higher calorie intake by the population but rather a general reduction in physical activity. The increase in obesity among the population, reflected in these hospital statistics, is likely to lead to a parallel increase in cardiovascular risk factors and with it the ever-rising curve of death from cardiovascular disease in the Federal Republic of Germany.