Dtsch Med Wochenschr 1977; 102(44): 1591-1593
DOI: 10.1055/s-0028-1105544
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Vergiftungen mit Novonal (Diaethylallylacetamid)

Novonal (diaethylallylacetamide) poisoningK. E. v. Mühlendahl, E. G. Krienke
  • Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen an der Universitäts-Kinderklinik, Freie Universität Berlin
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Das rezeptfreie Schlafmittel Novonal wird seit etwa 2 Jahren relativ häufig zu Suizidversuchen benutzt. Die Substanz wird nach oraler Gabe schnell resorbiert, hat bei therapeutischer Dosierung beim Menschen eine Bluthalbwertzeit von 6—11 Stunden und wird ganz vorwiegend in metabolisierter Form über die Nieren ausgeschieden. Aus der Auswertung von 23 Vergiftungsfällen wird ersichtlich, daß 6 g Novonal (in einer Packung à 20 Tabletten enthalten) Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und Atemdepression hervorrufen können und als potentielle Letaldosis für den Menschen anzusehen sind. Klinische Beobachtungen in zwei Fällen legen die Annahme nahe, daß Kohleperfusion und Hämodialyse wirksame Maßnahmen bei schweren Vergiftungen sein können. Die pharmakologischen Daten lassen vermuten, daß mit einer Forcierung der Diurese die Ausscheidung nicht nennenswert beschleunigt wird.

Summary

Novonal, a hypnotic dispensed without medical prescription in West Germany, has in the past two years been used relatively often in suicide attempts. It is quickly absorbed after oral intake, with a blood half-life of 6—11 hours, most of it being excreted by the kidneys after metabolic degradation. Analysis of 23 cases of Novonal intoxication revealed that cardiac arrhythmias, hypotension and respiratory depression may occur with 6 g Novonal (contained in a pocket of 20 tablets) and must thus be rated as potentially lethal. In severe cases of poisoning haemoperfusion or haemodialysis may be useful. Pharmacological data suggest that forced diuresis is ineffective.