Dtsch Med Wochenschr 1977; 102(10): 335-342
DOI: 10.1055/s-0028-1104889
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Wirkung von Nitroglycerin sublingual in der Notfalltherapie des klassischen Lungenödems

Effect of nitroglycerin sublingually in the emergency management of »classical« pulmonary oedemaW.-D. Bussmann, D. Schupp
  • Zentrum der Inneren Medizin, Abteilung für Kardiologie (Leiter: Prof. Dr. M. Kaltenbach), Klinikum der Universität Frankfurt/Main
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Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei 15 von 22 Patienten mit klinischen Zeichen eines Lungenödems (Orthopnoe, Zyanose, Schweißausbruch und auf Distanz hörbare Rasselgeräusche) wurde eine klinische Verlaufsbeschreibung (Gruppe A), bei den übrigen sieben Patienten wurden hämodynamische Messungen (Gruppe B) vorgenommen. In Gruppe A wurden 0,8–2,4 mg Nitroglycerin sublingual ein- bis sechsmal im Abstand von 5–10 Minuten gegeben. Fünf der 15 Patienten waren mit Furosemid und zum Teil mit Morphin vorbehandelt, ohne daß sich ein Therapieerfolg eingestellt hatte. Schon 5 Minuten nach Gabe von Nitroglycerin trat bei sieben der 15 Patienten eine erste klinische Besserung ein. Nach 15–20 Minuten war bei elf Patienten das Distanzrasseln verschwunden oder rückläufig. Bei den übrigen hatte die Dyspnoe abgenommen, so daß zu diesem Zeitpunkt bei 14 der 15 Patienten eine unterschiedlich stark ausgeprägte Befundbesserung eingetreten war. Nach 30 Minuten waren vier Patienten völlig beschwerdefrei. Bei allen anderen (bis auf einen) war der Zustand um mindestens zwei klinische Gradstufen gebessert. Der überhöhte arterielle Blutdruck und die Herzfrequenz nahmen deutlich ab. Nur ein Patient mit terminalem Lungenödem blieb therapieresistent. In Gruppe B konnten bei sieben Patienten die Drücke in der A. pulmonalis und die Herzminutenvolumina gemessen werden. Der mittlere linksventrikuläre Füllungsdruck fiel nach 1,6 mg Nitroglycerin innerhalb von 10 Minuten von 33 ± 10 auf 24 ± 8 mm Hg, und das Herzminutenvolumen nahm von 3,3 ± 0,8 auf 3,7 ± 0,8 l/min signifikant zu. Dieses günstige Therapieergebnis ist nur beim Lungenödem kardialer, nicht jedoch anderer Genese zu erwarten.

Summary

Of 22 patients with the classical clinical signs of pulmonary oedema (orthopnoea, cyanosis, sweating and rales heard at a distance) 15 (Group A) were observed clinically, while seven (Group B) underwent haemodynamic studies. Those in Group A were given 0,8–2,4 mg nitroglycerin sublingually one to six times at 5–10 minute intervals. Within five minutes of nitroglycerin administration 7 of the 15 had their first signs of clinical improvement. In 11 patients the rales had disappeared after 15–20 minutes or had regressed. In the remainder the dyspnoea had decreased so that at this point in 14 of the 15 patients various degrees of improvement had occurred. Four patients were completely without clinical signs after 30 minutes. The increased arterial blood pressure and heart rate had fallen markedly. In the seven patients of Group B mean left ventricular filling pressure fell within ten minutes of nitroglycerin administration (1.6 mg) from 33 ± 10 to 24 ± 8 mmHg, cardiac output rising significantly from 3.3 ± 0.8 to 3.7 ± 0.8 l/min. Such favourable results with nitroglycerin are to be expected only if the pulmonary oedema is of cardiac origin.

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