Dtsch Med Wochenschr 1978; 103(15): 658-662
DOI: 10.1055/s-0028-1104494
Originalien

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Infektiöse Antibiotikaresistenz bei Haemophilus influenzae

Infectious resistance to antibiotics in Haemophilus influenzaeR. Laufs, P.-M. Kaulfers, G. Jahn
  • Abteilung für Spezielle Medizinische Mikrobiologie des Hygiene-Instituts der Universität Göttingen
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Publication Date:
04 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Eitrige Infektionen durch Haemophilus influenzae konnten in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten erfolgreich mit Ampicillin behandelt werden. Jetzt sind in der Bundesrepublik Ampicillin-resistente Haemophilus-influenzae-Stämme aufgetreten. Als Ursache der Ampicillinresistenz konnte bei einem Isolat ein Plasmid mit Resistenzgenen (R-Faktor) nachgewiesen werden. Dieser R-Faktor steuert die Produktion einer β-Lactamase vom TEM-Typ, die das Ampicillin abbaut. Die infektiöse Natur dieser Ampicillinresistenz wurde dadurch nachgewiesen, daß sie durch Kokultivation auf andere Bakterienspezies übertragbar war. Gleichzeitig mit den Ampicillin-resistenten Stämmen traten auch Tetracyclin-resistente H.-influenzae-Isolate in der Bundesrepublik auf, deren Resistenz ebenfalls an Plasmide gebunden ist. Auch diese R-Faktoren sind infektiös. Die molekulare Analyse der drei isolierten Resistenzfaktoren bei H. influenzae zeigte, daß sie die gleichen Resistenzgene tragen, wie sie von R-Faktoren aus Enterobakterien her bekannt sind. Möglicherweise haben sich die R-Faktoren von den Enterobakterien durch den ständigen Selektionsdruck der Antibiotika über Speziesbarrieren hinweg nunmehr auch auf H. influenzae ausgebreitet. Bei der Therapie eitriger Infektionen durch H. influenzae, zum Beispiel bei der kindlichen Meningitis, kann man nicht mehr länger von einer generellen Ampicillinempfindlichkeit des Erregers ausgehen. Neben den Ampicillin-und Tetracyclin-resistenten Stämmen sind auch vereinzelt H.-influenzae-Isolate aufgetreten, die gegen Chloramphenicol resistent sind.

Summary

Ampicillin-resistant Haemophilus influenzae does occur now in the FRG. In one isolate a plasmid with resistance genes (R-factor) could be demonstrated as cause of the ampicillin resistance. This R-factor influences production of a ß-lactamase of the TEM type which destroys ampicillin. The infectious nature of the ampicillin resistance was proven by the fact that it was transferable to other bacterial species through co-cultivation. Parallel to ampicillin resistance tetracycline resistant Haemophilus influenzae has occurred in the FRG. Here the resistance was equally bound to plasmids. These R-factors are infectious as well. Molecular analysis of the 3 isolated resistance factors in Haemophilus influenzae showed that they carry the same resistance genes which are known from R-factors of Enterobacteriaceae. In the therapy of purulent infections due to Haemophilus influenzae such as childhood meningitis one can no longer rely on general ampicillin sensitivity of the offender. Apart from ampicillin and tetracycline resistant Haemophilus influenzae chloramphenicol resistance has been observed in a few cases.

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