Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(13): a22414173
DOI: 10.1055/a-2241-4173
CME-Fortbildung

Virale hämorrhagische Fieber (VHF) mit Potenzial einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung

Viral Hemorrhagic Fever (VHF) with a Potential for Human-to-Human Transmission
Stefan Schmiedel
,
Timo Wolf

Virale hämorrhagische Fieber (VHF) werden u.a. durch das Lassa-Virus, Ebola-Virus, Marburg-Virus und das Krim-Kongo-Virus verursacht. Dort, wo diese Viren endemisch vorkommen, verursachen sie sowohl zoonotische Einzelerkrankungen als auch epidemische Ausbrüche mit Mensch-zu-Mensch-Übertragungen und teils hoher Letalität. Letztere zählen zu den „high-consequence infectious diseases“ (HCID) und sollen hier näher betrachtet werden.

Abstract

Lassa virus, Ebola virus, Marburg virus and Crimean Congo virus, as well as much rarer viruses that cause Viral Hemorrhagic Fevers (VHF), are zoonoses. Where these viruses are endemic, they cause both individual diseases, so-called “spill-over events” with isolated human cases after transmission from their animal reservoir, as well as epidemic outbreaks with cases of disease transmitted from person to person, and often high mortality. In this article, the focus will be on VHFs with the potential for human-to-human transmission; these diseases are so-called “high-consequence infectious diseases (HCID)” with partly considerable potential for epidemic spread and the risk of nosocomial disease transmission. In some cases, other viral infections without the possibility of human-to-human transmission, such as yellow fever or dengue fever, can also be accompanied by bleeding or multi-organ failure.

Kernaussagen
  • Virale hämorrhagische Fiebererkrankungen (VHF) zeichnen sich durch eine hohe Letalität und die Möglichkeit einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung aus. Infektionen erfolgen vor allem im Gesundheitswesen.

  • Bei jedem begründeten Verdacht, dass ein VHF vorliegen könnte, muss sofort eine Meldung an das zuständige Gesundheitsamt erfolgen. Außerdem sollte sofort eine Beratung durch ein STAKOB-Zentrum angefragt werden.

  • Bei Lassa-Fieber kommt es zu saisonalen Ausbrüchen in den Endemiegebieten. In einigen Regionen infizieren sich jährlich bis zu 20% der serologisch negativen Personen. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen treten vor allem in Krankenhäusern auf.

  • Das Lassa-Fieber ist eine zoonotische, oft schwer verlaufende Krankheit, die vor allem durch Nagetiere, aber auch nosokomial übertragen wird. Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt; besonders wichtig ist eine supportive Therapie, vielversprechende neue Therapien und Impfstoffe sind in der Entwicklung.

  • Die Ebola-Virus-Erkrankung ist eine schwer verlaufende Krankheit mit hoher Letalität. Die Möglichkeiten einer Prävention und Therapie haben sich in den letzten Jahren durch die Entwicklung und Verfügbarkeit von wirksamen Impfungen und Medikamenten deutlich verbessert. Eine supportive Therapie ist aber auch hier essenziell.

  • Die maximale Inkubationszeit aller VHF liegt bei 21 Tagen.

  • Das Krim-Kongo-hämorrhagische Fieber ist ebenfalls eine Erkrankung mit hoher Letalität und der Möglichkeit einer (nosokomialen) Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Meist findet die Übertragung jedoch durch Zeckenstiche statt. Die Erkrankung kommt weltweit vor, in Europa vor allem in der Türkei und auf dem Balkan, seit einigen Jahren auch auf der iberischen Halbinsel.

  • Primär sollten zur Diagnostik von VHF molekulare Tests (RNA-Nachweis mittels PCR) aus EDTA-Blut oder Serum erfolgen. Der Nachweis von Antikörpern gegen VHF-Erreger ist für die Diagnostik von akuten Erkrankungen nicht geeignet.



Publication History

Article published online:
28 May 2025

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Bibliographical Record
Stefan Schmiedel, Timo Wolf. Virale hämorrhagische Fieber (VHF) mit Potenzial einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Dtsch Med Wochenschr 2025; 150: a22414173.
DOI: 10.1055/a-2241-4173