Dtsch Med Wochenschr 2023; 148(06): 282-287
DOI: 10.1055/a-1927-8550
Klinischer Fortschritt
Angiologie

Akute Extremitätenischämie – was gibt es Neues?

Acute limb ischemia - what is new?
Sabine Steiner
1   Department für Angiologie, Innere Medizin, Neurologie und Dermatologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
,
Andrej Schmidt
2   Department für Angiologie, Innere Medizin, Neurologie und Dermatologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
› Author Affiliations

Was ist neu?

Aktueller Stand und Wahl der Revaskularisationsstrategie. Rezente Studien zeigen bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit eine Inzidenz der akuten Extremitätenischämie von 0,8 pro 100 Patientenjahre. Aktuelle Leitlinien betonen die Notwendigkeit einer raschen Behandlung im Gefäßzentrum mit einer Option der offen-chirurgischen und interventionellen Revaskularisierung unter situativer Anpassung der Strategie. Im Vergleich zur offenen Operation zeigte sich in einer schwedischen Analyse mit Propensity score Matching ein Benefit für ein endovaskuläres Vorgehen bei ALI im Hinblick auf die Sterblichkeitsrate nach 30 Tagen und einem Jahr. Ähnliche Ergebnisse wurden in einer US-Analyse gezeigt, da hier die Sterblichkeitsrate während des stationären Aufenthalts bei endovaskulär behandelten Patienten ebenfalls geringer war. In manchen Fällen kann eine Kombination aus offenen und endovaskulären Techniken im Sinne eines Hybrideingriffes erforderlich sein.

Endovaskuläre perkutane Interventionsoptionen bei ALI. Die endovaskulären Revaskularisierungsoptionen bei akuter Extremitätenischämie konzentrieren sich zunehmend auf ein breites Spektrum mechanischer Thrombektomiegeräte, basierend auf unterschiedlichen Funktionsprinzipien. Als Vorteil können mit manchen Systemen auch organisierte, subakute Thromben entfernt werden, die durch eine Lysetherapie häufig nicht ausreichend behandelt werden können. Eine lokale Thrombolyse kann so oft eingespart werden oder ist nur für kurze Zeit erforderlich, was das Blutungsrisiko deutlich reduziert.

Akute Extremitätenischämie und COVID-19. Die bei Patienten mit COVID-19-Erkrankung gehäuft beobachteten Gerinnungsstörungen und damit verbundenen thrombotischen Komplikationen spielen auch eine Rolle für das Auftreten einer akuten Extremitätenischämie bei COVID-19. Zwar zeigen die meisten betroffenen Patienten typische Risikofaktoren für ALI, aber auch bislang weitgehend gesunde Patienten ohne typische Risikofaktoren oder Vorerkrankungen können betroffen sein. Vergleichende Analysen zeigen hohe Sterblichkeits- und niedrige technische Erfolgsraten bei Revaskularisation.

Abstract

Acute limb ischemia is a vascular emergency and current guidelines emphasize the need for rapid treatment in a vascular center with an option of open surgical and interventional revascularization. Endovascular revascularization options for acute limb ischemia are increasingly focused on a wide range of mechanical thrombectomy devices based on different operating principles.

For patients with acute limb ischemia in the setting of covid-19 infection high mortality rates and low technical success rates of revascularization procedures have been described.



Publication History

Article published online:
06 March 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany