Dtsch Med Wochenschr 2024; 149(05): 211-215
DOI: 10.1055/a-1825-6602
Dossier

Folgen der Intensivtherapie für Zugehörige

Negative impact of intensive care on family caregivers
Anna-Henrikje Seidlein
,
Christiane Hartog

Die lebensbedrohliche Erkrankung eines Menschen betrifft oft auch das gesamte soziale Umfeld; sie stellt eine existenzielle Bedrohung dar – nicht nur für die Erkrankten, sondern auch für die Zugehörigen. Dieser Beitrag nimmt die kurz-, mittel- und langfristigen Folgen für die Zugehörigen in den Blick und leitet daraus Vorschläge für eine Verbesserung der Versorgung ab.

Abstract

Relatives of intensive care patients make an important contribution to recovery and perform a variety of tasks. Due to the demands on the relatives and their services in the ICU and after their discharge, stressful psychological, physical, social, and financial consequences can arise or worsen. Relatives often compensate deficiencies in treatment, especially through a lack of communication and a lack of continuity of care. Seamless care for patients in the ICU and afterwards reduces avoidable consequences for relatives. Structured communication between relatives and the treatment team as well as active involvement in nursing treatments can alleviate stress symptoms and the feeling of powerlessness. Prescient discharge management for ICU patients and their relatives reduces PICS risk. Specific and comprehensive offerings of advice and support for relatives can help to perform and process the effort between everyday life and care tasks.

Kernaussagen
  • Zugehörige sind nicht nur Leidende in einer eher passiven Rolle, sondern sie nehmen viele wichtige Aufgaben auf der ITS und danach in der Pflege wahr.

  • Die zusätzliche Dauerbelastung kann psychische, physische, soziale und finanzielle Folgen haben und sich im Verlauf verschlimmern.

  • Erschwerend wirkt, dass Zugehörige Defizite ausgleichen, die durch Behandlungsmängel entstehen, v.a. durch mangelnde Kommunikation und fehlende Kontinuität der Versorgung.

  • Eine lückenlose Versorgung der Patienten auf der ITS und danach verringert vermeidbare Folgen für Zugehörige.

  • Eine gute Kommunikation zwischen Zugehörigen und dem Behandlungsteam sowie die aktive Einbindung in pflegerische Maßnahmen können Stresssymptome und das Gefühl von Machtlosigkeit abmildern.

  • Ein strukturiertes Entlassungsmanagement mit einer lückenlosen Versorgung der ITS-Patient*innen und deren Zugehörigen senkt das PICS-Risiko.

  • Breite, spezifische und umfassendere Angebote an Beratung und Begleitung für Zugehörige helfen, den Kraftakt zwischen Alltag und pflegerischen Aufgaben besser leisten und verarbeiten zu können.



Publication History

Article published online:
13 February 2024

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