Krankenhaushygiene up2date 2008; 3(3): 253-277
DOI: 10.1055/s-2008-1077540
Nosokomiale Infektionen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infektionsserologie

C.  Stolz-Heinrichs
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Publication Date:
19 September 2008 (online)

Kernaussagen

Der Nachweis von Antigenen aus Patientenmaterial ist der direkte Nachweis des Erregers und bedeutet immer eine floride Infektion.

Der Nachweis von Antikörpern ist der Nachweis der immunologischen Reaktion auf den Erreger:

  • IgM bedeutet frühe Reaktion

  • IgA bedeutet reaktivierte Infektion, Reinfektion oder Chronizität

  • IgG bedeutet späte Reaktion, ggf. Immunität

Einsatzbereiche serologischer Antikörperbestimmungen zur Verhinderung nosokomialer Infektionen bei

  • Einstellungsuntersuchungen von Beschäftigten in Kliniken, Kindergärten o. ä.

  • Organ- oder Blutspendern

  • Dialysepatienten

Einsatzbereiche serologischer Antigenbestimmungen zur Verhinderung nosokomialer Infektionen bei stationärer Aufnahme von Patienten mit dem V.a. respiratorische oder gastrointestinale Virusinfektionen zur schnellen Entscheidung über Isolierungsmaßnahmen oder Indikation zur Therapie (Beispiel Influenza).

Im Folgenden hat die Präanalytik, d. h. die Mitwirkung des einsendenden Arztes entscheidenden Einfluss auf valide Laborergebnisse:

  • Bei der Untersuchung von Serum/Liquor-Paaren müssen beide Materialien zum gleichen Zeitpunkt entnommen werden, da sich der Zustand einer Schrankenfunktionsstörung innerhalb weniger Stunden verändern kann. Die zusätzlichen klinisch-chemischen Parameter wie Gesamt-IgM und -IgG sowie Albumin aus derselben Probe müssen parallel dazu angefordert werden.

  • Der Zeitpunkt der Blutentnahme sollte nicht unmittelbar nach dem Mittagessen gewählt werden, da Lipämie serologische Antikörperbestimmungen stört. Die Verhinderung von Hämolyse bei der Venenpunktion ist zu beachten, da auch diese zu falschen Ergebnissen führen kann.

  • Die Interpretation der gemessenen Werte kann immer nur so treffend sein, als der Kliniker Angaben zu Symptomatik und Dauer des Krankheitsgeschehens macht.

  • Die Empfehlungen des Labors sollten vom behandelnden Arzt umgesetzt werden:
    – Die Durchführung von Kontrolluntersuchungen, wenn die Erstbestimmung von Antikörpern in einer sehr frühen Phase der Infektion erfolgte um eine Serokonversion oder einen Titeranstieg zu erfassen. So sind z. B. Kontrolluntersuchungen bei Borreliose bis zu 6 Wochen nach Symptombeginn sinnvoll.
    – Die Vermeidung überflüssiger Kontrolluntersuchungen bei reaktivierten Virusuntersuchungen (Ausnahme Zoster)
    – Die Durchführung einer Materialneueinsendung bei Antigenbestimmungen bei unzureichender Qualität oder Menge der Probe bei Ersteinsendung.

Die Entscheidung über den sinnvollen Einsatz unterschiedlicher Methoden und die Einsendung entsprechenden Materials sollte bei Unklarheit vor Einsendung mit dem Labor besprochen werden:

  • So ist zum raschen Virusdirektnachweis bei Virusinfektionen im Respirationstrakt (RS-, Influenza-Viren, etc.) bzw. im Gastrointestinaltrakt (Rota-, Adeno-Viren, etc.) die Einsendung von mit 0,9 %iger Kochsalzlösung befeuchteten Abstrichtupfern ohne Transportmedium bzw. von Stuhlproben sinnvoll.

  • Zum Nachweis einer Neuroborreliose ist die intrathekale Antikörperbildung über ein Serum/Liquor-Paar geeignet (incl. der Durchführung des Westernblots).

  • Der Nachweis einer FSME gelingt über den positiven IgM-Nachweis aus Serum, bestätigenderweise ebenfalls über den Nachweis einer intrathekalen Antikörperproduktion über ein Serum/Liquor-Paar.

  • Zum raschen Erstnachweis einer akuten HSV-Encephalitis ist die PCR aus Liquor geeignet.

  • Zum Nachweis einer akuten ZNS-Infektion durch Enteroviren wird die Einsendung einer Stuhlprobe zur Durchführung der PCR empfohlen, da die Nachweisrate aus Stuhl höher ist als aus Liquor (36 % vs. 20 %; Enterovirus-Surveillance 2005 – 2007) [13]

Literatur

  • 1 Noro-Virus-Winterepidemie 2007/2008 übertrifft die Infektionszahlen der Vorjahre.  Epidemiologisches Bulletin. 2008;  6 43-49
  • 2 Furtwängler F, Edwards A, Cyran E, Wend U, Gerlich W. Nosokomiale Hepatitis-B-Übertragungen.  Deutsches Ärzteblatt. 2006;  103 A1084-1087
  • 3 Mühlemann K, Aebi C. Nosokomiale Infektionen in der Pädiatrie.  Swiss-NOSO. 1999;  6 1-4
  • 4 Thomas L. Immunchemische Techniken. In: Thomas L Labor und Diagnose, 5.Aufl. Frankfurt/Main; TH-Books Verlagsgesellschaft mbH 1998: 1464-1478
  • 5 Wiese-Posselt M, Siedler A, Rademacher A. et al . ESPED Studiengruppe. Krankheitsbezogene Daten zu Infektionen mit Nichttuberkulösen Mykobakterien (NTM) bei Kindern und Jugendlichen < 15 Jahren, Deutschland 2002–2004.  Monatsschr Kinderheilkd. 2005;  152 797
  • 6 Kauschke K, Magdorf K, Wahn U. Mykobakteriell bedingte Lymphadenitis bei Kindern in Berlin 1981–1996.  Monatsschr Kinderheilkd [Suppl]. 1998;  2 V215
  • 7 Zur Situation wichtiger Infektionskrankheiten in Deutschland: Virushepatitis B, C und D im Jahr 2006.  Epidemiologisches Bulletin. 2007;  49 457-465
  • 8 Boxall E, Herborn A, Kochethu G. et al . Transfusion-transmitted hepatitis E in a ”nonhyperendemic“ country.  Transfus Med. 2006;  16 79-83
  • 9 Blümel J, Heiden M. et al .Hepatitis-E-virus. Mitteilungen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit (21. 10. 2007)
  • 10 Eckmanns T, Lück C, Rüden H, Weist K. Prävention nosokomialer Legionellosen.  Deutsches Ärzteblatt. 2007;  103 1294-1300
  • 11 Zur SARS-Epidemie im Jahr 2003: Begleitende epidemiologische Studien (Teil 2).  Epidemiologisches Bulletin. 2004;  9 69-75
  • 12 Infektionen des Zentralnervensystem. In: Mauch H, Lüttiken R (Hrsg) MIQ. München, Jena; Urban & Fischer 2001 17: 1-75
  • 13 Auto R. Ergebnisse der Enterovirus-Surveillance 2005 – 2007 (Stand: Mai 2008). www.nlga.niedersachsen.de > Enterovirus-Surveillance

1 *Herrn Prof. W. Jilg (Regensburg) danke ich für wertvolle Anregungen zur Hepatitis.

Dr. med. Carmen Stolz-Heinrichs

Institut für Klinikhygiene, Medizinische Mikrobiologie und Klinische Infektiologie Klinikum Nürnberg

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