PiD - Psychotherapie im Dialog 2008; 9(2): 152-156
DOI: 10.1055/s-2008-1067393
Aus der Praxis

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Sucht und geistige Behinderung

Überlegungen zur Beratung und Therapie von abhängigen oder suchtgefährdeten Menschen mit geistiger BehinderungPeter  Schinner
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juni 2008 (online)

Zusammenfassung

Der Verlust des Selbstwertgefühls und die kompensatorische Funktion der Sucht sind zwei wesentliche Merkmale jeglichen Suchtverhaltens. Gerade Menschen mit einer geistigen Behinderung stehen in einer Gesellschaft, die sich immer radikaler dem Leistungs- und Verwertungsstandpunkt unterwirft, immer mehr in der Gefahr, an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden und deshalb ein realistisches Selbstkonzept durch das illusionäre, welches legale und illegale Suchtmittel bieten, zu ersetzen. Auf der anderen Seite können in einer zunehmend versüchtelnden Gesellschaft bestimmte behindertenpädagogische Grundsätze wie Normalisierung und Selbstbestimmung eine paradoxe Wirkung entfalten und das Risiko der Suchtgefährdung noch erhöhen. Da die traditionellen suchtpräventiven und therapeutischen Angebote für Menschen mit einer geistigen Behinderung und zusätzlicher Suchtproblematik offenbar nicht ausreichend sind, muss es spezifische Angebote geben, die ein Bindeglied zwischen Sucht und Behindertenhilfe darstellen können.

Literatur

  • 1 Amendt G. No drugs no future. Drogen im Zeitalter der Globalisierung. Hamburg; Europa Verlag 2003
  • 2 Bauer J. Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Hamburg; Hoffmann und Campe 2006
  • 3 Böckem J. Lass mich die Nacht überleben. Mein Leben als Journalist und Junkie. München; Deutsche Verlags-Anstalt 2004
  • 4 Feuser G. „Geistig Behinderte gibt es nicht!”.  Geistige Behinderung. 1996;  1 ,  (zitiert nach Schinner P, Rottmann F. Reden über Selbstbestimmung - ein erster Schritt zu ihrer Verwirklichung? Geistige Behinderung 1997; 3)
  • 5 Scheerer S. Sucht. Hamburg; Rowohlt 1995

Korrespondenzadresse:

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