Cent Eur Neurosurg 2008; 69(2): 102
DOI: 10.1055/s-2008-1062725
Nachruf

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Nachruf für Prof. Dr. W. J. Bock

Obituary Prof. Dr. W. J. BockM. Schirmer
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Publication Date:
20 May 2008 (online)

Am Abend des 22.1.2008 verstarb plötzlich und unerwartet im 73. Lebensjahr Herr Professor Dr. Wolfgang Joachim Bock, von 1979 bis 2004 Direktor der Neurochirurgischen Klinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Wolfgang Joachim Bock wurde am 1. Oktober 1935 in Leipzig geboren, das er 1953 verließ. Von 1955 bis 1962 studierte er Humanmedizin in Berlin und Münster, wo er 1962 promoviert wurde. Nach einem kurzen Abstecher in die Gynäkologie begann er seine neurochirurgische Ausbildung in Düsseldorf bei Professor Dr. Hans Kuhlendahl, wechselte dann zu Professor Dr. Wilhelm Grote an die neu gegründete Neurochirurgische Klinik der Gesamthochschule Essen, wo er 1972 habilitiert wurde. 1971 wurde er Facharzt für Neurochirurgie, 1975 erfolgte die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor.

Nachdem Professor Bock am 1.1.1979 die Nachfolge von Professor Dr. Hans Kuhlendahl als Direktor der Neurochirurgischen Klinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf angetreten hatte, folgten viele Jahre des Umbaues und Neubaues der Neurochirurgischen Klinik in Düsseldorf verbunden mit einer regen klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit. In die Lehrtätigkeit von Professor Bock in Düsseldorf fallen über 10 Habilitationen; mehr als 10 seiner Schüler, Oberärztinnen und Oberärzte haben leitende Positionen in der Neurochirurgie in Deutschland inne. Das gesamte Spektrum seines Faches vertretend lagen ihm in seiner klinischen Tätigkeit die Neurotraumatologie und die neurochirurgische Intensivmedizin besonders am Herzen. Sein medizinisches Handeln richtete sich stets am Wohle seiner Patienten aus: Das Erforderliche zu tun, aber auch das nicht Erforderliche, eventuell Schadende, bewusst zu lassen, war oberstes Prinzip seines ärztlichen Handelns. Neben dieser klinischen Tätigkeit widmete sich Professor Bock der Weiterentwicklung der Neurochirurgie in Deutschland und ganz allgemein der Medizin, indem er Mitglied und Gründungsmitglied zahlreicher Gesellschaften und Organisationen wurde.

Mehr als ein Jahrzehnt diente er der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie als Schriftführer, 2. und 1. Vorsitzender und Sprecher des Beirats; seine Zeit als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie war gekennzeichnet durch die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie 1990 in Düsseldorf. Ein Jahr zuvor war er Gründungsmitglied des Berufsverbandes Deutscher Neurochirurgen und 1996 der Deutschen Akademie für Neurochirurgie. Sein besonderes Augenmerk galt den medikolegalen Problemen beginnend bei der Verschlüsselung von Krankenakten bis hin zur Tätigkeit im Vorstand der Gesellschaft Ärzte und Juristen, begleitet von einer ebenfalls umfangreichen Vorstandstätigkeit beim Deutschen Krankenhausinstitut, der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivmedizin und insbesondere der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften. Zu den mehr als 40 Ämtern, die er - für andere unüberschaubar - neben seinem Hauptamt als Direktor der Neurochirurgischen Klinik der Universität Düsseldorf innehatte, widmete er sich aber auch den schönen Künsten, insbesondere als Vorstandmitglied der A. Paul Weber Gesellschaft in Ratzeburg.

Professor Bock war ein engagierter Neurochirurg, leidenschaftlicher Arzt und akademischer Lehrer. Sein Lebenswerk wurde zum einen gewürdigt als Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie zugleich mit Verleihung der Wilhelm-Tönnis-Medaille 2001. Zum anderen wurde ihm im gleichen Jahr in Anerkennung seiner Verdienste um die deutsche Medizin und sein Engagement am Patienten das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Zuletzt hat er noch die Mitteilung erhalten, dass er auch Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologische Rehabilitation werden sollte.

Nach seiner Emeritierung war Herr Professor Bock noch als geschäftsführendes Mitglied der Gutachterkommission für Ärztliche Behandlungsfehler bei der Ärztekammer Nordrhein (und auch der Ärztekammer Hessen) tätig, er engagierte sich für die neurologische Frührehabilitation inklusive Aufbau einer Intensivstation im Alexianer Krankenhaus in Krefeld. Des weiteren war er langjähriger Vizepräsident und Vorstandsmitglied der Hannelore-Kohl-Stiftung ZNS und zugleich auch noch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde.

Wir haben mit Professor Bock einen herausragenden, stets ausgleichend wirkenden und viele Probleme nicht nur überschauenden sondern auch lösenden Neurochirurgen, Menschen und Arzt verloren, dessen ärztlichem Motto nachzueifern wir von ihm gelernt haben: Salus aegroti suprema lex.

Prof. Dr. Michael Schirmer (für alle seine Schülerinnen und Schüler)

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. M. Schirmer

Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie

Städtisches Klinikum Solingen

gGmbH

Gotenstraße 1

42653 Solingen

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