Klin Padiatr 1996; 208(5): 304-309
DOI: 10.1055/s-2008-1046488
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Immunologische Befunde bei HIV-infizierten Kindern mit bakteriellen Infektionen

Immunological characterizations in children with bacterial infectionsRita  Bunikowski1 , Martin  Mielke2 , Monika  Langhof1 , Horst  Skarabis3 , Markus  Schmitt1 , Ilse  Grosch-Wörner1
  • 1Virchow-Klinikum, Medizinische Fakultät d. Humboldt Universität zu Berlin, Kinderklinik
  • 2Institut f. Med. Mikrobiologie und Infektionsimmunologie, Benjamin Franklin Berlin
  • 3Abteilung Statistik im Institut für Soziologie der FU Berlin
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Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

Background Bacterial infections are a major cause of illness in HIV-infected children. HIV-infected children with severe dysfunction of cellular and humoral immunity are particularly vulnerable.

Methods and patients We conducted a retrospective study to analyse the incidence and spectrum of bacterial infections in HIV-infected children compared to HlV-exposed but not infected controls related to their immunological status. Data collected during 1985 to May 1993 were evaluated considering 333 HIV-infected and 81 controls.

Results During observation time 359 episodes (29% of the visits) of purulent rhinitis were diagnosed in HIV-infected children compared to the controls (53 episodes/8%); p=0.0001. Comparable results were seen in otitis media. 178 episodes/14% were found in HIV-infected children and 66 episodes/10% in the controls (p=0.001). 53 episodes/5% of bacterial pneumonia were represented in HIV-infected versus 11 episodes/2% in controls (p=0.001).

The increase of lymphocyte immune defect correlated to an increase of bacterial infections. This alterations were particularly observed in HIV-infected children with bacterial pneumonia. Severe dysfunction of cellular immunity was found in children with recurrent pneumonia compared to children with only one episode of bacterial pneumonia. The proliferate response of peripheral blood lymphocyte to pokeweed mitogen (13351 cpm versus 3080 cpm); p=0.009 and Concanavalin A (12607 cpm versus 2470 cpm); p=0.01 was significantly reduced in both groups, although the defect was much more pronounced in the group with the recurrent pneumonia.

Conclusions Our observations results showed that bacterial respiratory tract infections occurred significantly more frequently in HIV-infected children compared to an age related control group.

Not only the occurrence of opportunity infections but also severe bacterial infections especially recurrent pneumonia are associated with a defect in cell-mediated immunity.

Zusammenfassung

Hintergrund Bakterielle Infektionen treten in hohem Maße bei HlV-infizierten Kindern auf, wobei möglicherweise die Kinder mit schweren Störungen der zellulären und humoralen Immunfunktion besonders gefährdet sind.

Patienten und Methode In einer retrospektiven Querschnittstudie werden Inzidenz und Spektrum bakterieller Infektionen bei HlV-infizierten Kindern im Vergleich zu HIV-exponierten nicht HlV-infizierten Kindern in Bezug auf den immunologischen Status der Kinder analysiert. Zur Auswertung kommen die klinischen Daten von 33 HlV-infizierten Kindern und von 81 HIV-exponierten nicht infizierten Kindern. Der Untersuchungszeitraum umfaßt neun Jahre: 1985 bis Mai 1993.

Ergebnisse Bei HlV-infizierten Kindern wurde mit 359 Episoden (29% der Untersuchungstermine) eine höhere Inzidenz von purulenter Rhinitis im Vergleich zu HIV-negativen Kindern 53 Episoden/8% nachgewiesen (p=0,0001). Vergleichbare Resultate fanden wir bei der Otitis media: Bei HlV-infizierten Kindern traten 178 Episoden/14% auf, bei HIV-negativen 66 Episoden/10% (p=0,001). Bei bakterieller Pneumonie waren es bei den HlV-infizierten Kindern 53 Episoden/5%. Bei den nicht HlV-infizierten Kindern diagnostizierten wir 11 Episoden/2% (p=0,001). Mit einer Zunahme des lymphozytären Immundefektes korrelierte ein Anstieg der bakteriellen Infektionen des Respirationstraktes, wobei auch eine Zunahme von schweren bakteriellen Erkrankungen nachzuweisen war.

Bei den Kindern, bei denen das AIDS-Stadium aufgrund von rezidivierenden Pneumonien erreicht war, traten ausgeprägte Störungen der zellulären Immunfunktion auf. Im Vergleich zu den Kindern, bei denen nur eine Episode von bakterieller Pneumonie gefunden wurde, war die Proliferationsantwort der peripheren Blutlymphozyten auf Pokeweed mitogen (13351 cpm versus 3080 cpm; p=0,009), Concanavalin A (12607 cpm versus 2470; p=0,01) und Tetanusantigen (463 cpm versus 329; p=0,0039) deutlich vermindert.

Schlußfolgerung Bakterielle Infektionen des Respirationstraktes treten bei HlV-infizierten Kindern signifikant häufiger auf als bei einer altersentsprechenden nicht HIV-infizierten Kontrollgruppe. Die Inzidenz und auch das Auftreten von schweren bakteriellen Infektionen, wie z. B. rezidivierende Pneumonien ist mit der Ausprägung des humoralen und lymphozytären Immundefektes korreliert. Ein immunologisches Monitoring ist sinnvoll, um das Gefährdungspotential frühzeitig zu erfassen.