Z Orthop Unfall 1998; 136(6): 554-559
DOI: 10.1055/s-2008-1045185
© 1998 F. Enke Verlag Stuttgart

Die anatomische Basis des zementierten Femurstieles

Eine Vergleichsstudie zum geraden und anatomischen DesignThe Rational for Cemented Stem DesignS. J. Breusch1 , Y. Draenert2 , K. Draenert2
  • 1Abteilung Orthopädie I, Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg
  • 2Zentrum für Orthopädische Wissenschaften München/Bern
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Die Zielsetzung dieser Studie war es, an Leichenpräparaten die Zentrierung von zementierten anatomisch adaptierten Schäften in den einzelnen Abschnitten des proximalen Femur der Zentrierung, wie sie bei geraden zementierten Schäften erreicht wird, gegenuberzustellen.

Methode: An 10 Paar humaner Leichenfemora wurden mit standardisierter moderner Zementiertechnik jeweils 10 anatomische SP II-Schäfte und 10 MEM-Geradschäfte implantiert. Dabei erfolgte die Markraumpräparation jeweils zur Hälfte mit Raspeln und Diamanthohlschleifen. Nach Anfertigung von standardisierten horizontalen Sägeschnitten wurden Schaftzentrierung und Zementierergebnis mittels Bildanalyse beurteilt.

Ergebnisse: Bezüglich Schaftzentrierung zeigten alle 5 SP II-Schäfte in der Gruppe mit Diamantpräparation der Metaphyse eine auf allen horizontalen Sägeschnitten nachweisbare gute Ausrichtung ohne Zementmanteldefekte. In der Raspelgruppe war die automatische Zentrierung aufgrund der raspelbedingten Spongiosaentfernung in der Diaphase nur in 3/5 Fällen erfolgt.

Bei den Geradschäften konnte keine reproduzierbare Zentrierung erreicht werden. Alle Schäfte zeigten einen schrägen Verlauf von antero-proximal nach postero-distal und wiesen direkten Metall-Kompakta-Kontakt auf. Die Abweichung der Implantationsachse von der Markkanalachse betrug im Mittel 3,1 mm beim anatomischen Schaft und 10 mm beim Geradschaft.

Die Markraumpräparation mit der Raspel ließ ein deutlich schmächtigeres Spongiosabett mit Frakturen der Bälkchen und Verlegung der Markräume (trotz Jet-lavage) zur Darstellung kommen. In der distalen Markhöhle fand sich keine erhaltene Spongiosa entlang der inneren Markhöhlenwand.

Schlußfolgerungen: Anatomische zementierte SP II-Schäfte zeigen eine bessere Schaftzentrierung im Vergleich zu MEM-Geradschäften. Bei der Verwendung von großvolumigen Geradschäften besteht ein erhebliches Risiko von Zementmanteldefekten.

Die Markraumpräparation mittels Diamantwerkzeugen ist atraumatischer und gewährleistet bei Beschränkung auf die Metaphyse den Erhalt diaphysärer Spongiosawaben, die zur besseren Schaftzentrierung beitragen.

Abstract

Aim: The purpose of this study was to compare cemented anatomic stems with cemented straight stems regarding cement mantle and stem orientation in the medullary canal.

Methods: In a cadaver study, 10 anatomic SP II stems and 10 MEM straight stems were implanted in paired human femora using a standardised modern cementing technique. In one group the femoral canal was prepared using conventional broaches, in the other group diamond hollow-cutters were used. Standardised horizontal cuts were made and evaluated regarding stem orientation and cement mantle using digitised image analysis.

Results: All SP II stems in the “diamond group” showed good stem centralisation without cement mantle defects. In the “broach group” all diaphyseal cancellous bone had been removed and only 3/5 stems were well orientated. No reproducible stem centralisation was achieved with the straight stems. All stems showed an oblique orientation from antero-proximally to postero-distally with direct stem to bone contact. The variation from the optimal stem alignment along the canal axis showed a mean deviation of 3.1 mm in the anatomic stem group and 10 mm in the straight stem group.

The canal preparation using broaches showed frequent fractures of the cancellous bone and debris interposition despite the use of jet-lavage. Most of the cancellous bone in the diaphysis had been destroyed.

Conclusions: Anatomic stems show a better stem centralisation and a more even cement mantle than straight MEM stems. The use of high volume straight stems carries a significant risk of producing cement mantle defects. Diamond instruments are less traumatic than broaches for femoral canal preservation and help to preserve diaphyseal cancellous bone, which improves stem self-centralisation.

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