Z Orthop Unfall 1999; 137(2): 101-107
DOI: 10.1055/s-2008-1039342
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der Stand der Zementiertechnik bei Hüfttotalendoprothesen in Deutschland

Current Status of Cemented Total Hip Arthroplasty in GermanyS. J. Breusch1 , R. Berghof1 , U. Schneider1 , G. Weiß2 , H.-G. Simank1 , M. Lukoschek1 , V. Ewerbeck1
  • 1Abteilung Orthopädie I, Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg
  • 2Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
Further Information

Publication History

Publication Date:
14 May 2008 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Der Zusammenhang zwischen verbesserter Zementiertechnik und verbesserten Langzeitergebnissen in der Hüftendoprothetik gilt als gesichert. Unklar ist jedoch, ob sich moderne Zementiertechniken der zweiten/dritten Generation in Deutschland etabliert haben.

Methode: Ein eigens entworfener Fragebogen wurde an 584 deutsche orthopädische und unfallchirurgische Kliniken, sowie endoprothetisch tätige, niedergelassene Kollegen verschickt. Die aus 333 zurückerhaltenen Fragebogen erhobenen Daten bezüglich Zementpräparation, Zementiertechnik an Schaft und Pfanne wurden analysiert und einer statistischen Aufarbeitung zugeführt.

Ergebnisse: In 84% wird Palacos als Knochenzement eingesetzt, niedrigvisköser Zement in 9%. Eine Vorkühlung des Zementes erfolgt in 58%, in 53% erfolgt die Mischung per Hand ohne Vakuumzementiersystem, die Mischzeit ist in 66% standardisiert. Eine spongiosaerhaltende Knochenpräparation wird in 83% am Femur und in 74% an der Pfanne angegeben. Hochdruckspülung (Jet-Lavage) kommt in 13% zur Anwendung. Die Zementapplikation erfolgt in 97% per Spritze, in 41% von distal nach proximal und in 18% ohne Markraumdrainage. Eine Druckzementierung (pressurisation) wird in 63% am Femur und 57% an der Pfanne durchgeführt. In 41 % der Fälle wird am Femur ein Zementmantel kleiner als 2 mm angestrebt. Über 50 verschiedene Schaftdesigns werden an 333 Kliniken implantiert. Am häufigsten wird ein Müller-Geradschaft implantiert, gefolgt von anatomischen Schaftdesigns. Prothesenköpfe aus Keramik und Metall kommen zu fast gleichen Anteilen zur Anwendung. Kopfdurchmesser von 28 mm und 32 mm werden etwa gleich häufig verwandt.

Schlußfolgerungen: Die Ergebnisse aus 333 Fragebogen dokumentieren, daß eine Zementiertechnik der zweiten/dritten Generation aufgrund der geringen Anwendungsquote der Jet-Lavage nur von etwas mehr als 10% aller Operateure praktiziert wird. Der Zementiertechnik sollte in Zukunft mehr Beachtung geschenkt werden, da diese nachgewiesenermaßen einen entscheidenden Einfluß auf die Überlebensraten von zementierten Schäften hat. Der Stand der Zementiertechnik in Deutschland kann aufgrund der erhobenenen Zahlen nicht als flächendeckend zufriedenstellend bewertet werden.

Abstract

Aim: The correlation between improved cementing techniques and improved long-term results after total hip arthroplasty (THA) is well documented. The purpose of this study was to assess the use of modern cementing techniques in Germany.

Methods: A detailed questionaire regarding cement and bone preparation, cementing techniques on actabulum and femur, and implants used was sent to 584 German orthopaedic and trauma hospitals, as well as to visiting surgeons with an interest in THA. In total, 333 questionaires were available for evaluation and Statistical analysis.

Results: In this survey, Palacos bone cement is used in 84%, low viscosity cement in 9%. Cement chilling is performed in 58%. Mixing is done by hand without vacuum mixing Systems in 53%, the mixing time is standardised in 66%. For the femur 83% and for the acetabulum 74% preserve cancellous bone, 13% use pulsed lavage. Cement application is done via cement gun in 97%, in 41% in a retrograde manner and in 18% without drainage of the intramedullary canal. A cement pressurising technique is used in 63 % for the femur and in 57% for the acetabulum. A cement mantle of less than 2 mm is attempted in 41%. More than 50 different stem designs are implanted with the Müller straight stem being used most often, followed by anatomic designs. Almost 50% of tiips are used with a 28 mm head, and almost 50% are implanted with a 32 mm head. Half the heads are ceramic, half are metal.

Conclusions: The results from this survey document, that overall only slightly more than 10% of hips are implanted using second/third generation (modern) cementing techniques with application of pulsed lavage. This has implications on the number of arthroplasties that may require revision. From the data available the current Status of cementing technique in Germany cannot be judged satisfactory.

    >