Zum Verhalten von β-Endorphin in der Perinatalperiode

Zusammenfassung

Der physiologische Streß unter der Geburt ließ eine Rolle der Endorphine unter der Geburt und im Wochenbett vermuten. Deshalb wurden mittels RIA die Konzentrationen von β-ELIR (β-endorphin-like-immunoreactivity) und von ACTH im venösen Blut Gebärender und im Nabelschnurblut Neugeborener bestimmt. Ähnlich wie bei ACTH kommt es im Geburtsverlauf im Vergleich zu nichtschwangeren Frauen zu einem Anstieg der β-ELIR im mütterlichen Plasma mit einem Maximum unter der Geburt. Die Konzentrationen im Nabelvenen- und -arterienplasma sind gegenüber den mütterlichen Werten erniedrigt. Durch Gelfiltration der immunoreaktiven Komponenten wurden neben β-Lipotropin bis zu 60% des opiataktiven β-Endorphin nachgewiesen. Der Nachweis einer fetalen Eigenproduktion von β-Endorphin gelang nach Extraktion fetalen Hypophysengewebes und anschließender chromatographischer Trennung der einzelnen immunreaktiven Komponenten. Weiterhin wurden die Konzentrationen von β-ELIR während Kaiserschnittnarkosen bei Mutter und Kind und während Curettageoperationen bei jungen Frauen bestimmt. Bei den Schnittgeburten fanden sich erhöhte Werte bei Mutter und Kind mit einem Maximum während der operativen Entwicklung. Bei Curettagen waren die Werte nur geringfügig erhöht. Im Wochenbett wurden während des Stillens gegenüber Stillpausen ebenfalls erhöhte Werte an β-ELIR gefunden. Neben möglichen endokrinen Wirkungen von β-Endorphin wird diskutiert, ob diese Peptide unter der Geburt dazu dienen könnten, das Kind vor dem Geburtstrauma abzuschirmen.

Abstract

The extreme physiological stress involved in parturition led us to speculate about a role of endorphins in the perinatal period. In an investigation on this problem we have measured the β-ELIR (β-endorphin-like-immunoreactivity) and ACTH by radioimmunoassay technique in the venous blood of mothers and newborns during and after parturition. β-endorphin and ACTH showed significantly elevated plasma levels during parturition in the maternal plasma in comparison to nonpregnant young women. Maximum levels were reached during second stage labour and immediately after birth. The concentrations of β-ELIR in the umbilical vein and artery of newborns were significantly lower than the concentrations in maternal plasma. Chromatographic separation of the β-Endorphin immunoreactivity material revealed β-LPH and β-endorphin in the plasma of both mothers and neonates. Extraction and subsequent gelchromatography of human fetal pituitaries yielded high amounts of endorphin and β-LPH in the anterior and intermediate/posterior lobes. High concentrations of β-ELIR with only minor fluctuations were found in mothers undergoing caesarian sections and their neonates, thus reflecting the components of anesthetic and surgical stress. Highly significant plasma levels were found in mothers during nursing as compared to the internursing period. In contrast, only minor elevated plasma levels could be detected in young women subjected to curettage. The exact role of both maternal and fetal β-endorphin during delivery still remains to be elucidated, although there is some evidence that endorphins may help render the infant insensitive to the assault of labor and parturition.