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DOI: 10.1055/s-2008-1036252
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bei Paraplegikerinnen
Pregnancy, Delivery and Puerperium in ParaplegicsPublication History
Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung
Die verbesserten pflegerischen Kenntnisse und die besser entwickelte medizinische Technik haben massive Fortschritte auf dem Gebiete der Rehabilitation von Paraplegikern gebracht. Man kann heutzutage sogar - gute soziale Adaptation der Patientin vorausgesetzt - mit gutem Gewissen Schwangerschaften bei Querschnittgeschädigten befürworten. Es müssen allerdings einige wichtige Tatsachen berücksichtigt werden, damit für Mutter und Kind keine zusätzliche irreversible Schädigung auftritt. Dies gilt insbesondere für die bei Para- und Tetraplegikern häufiger auftretende vorzeitige Wehentätigkeit und die sogenannte »autonome Hyperreflexie«.
Zur Prophylaxe der gehäuft auftretenden Harnwegsinfekte mit der Gefahr der Urosepsis muß auf die Genitalhygiene und regelmäßige vollständige Harnblasenentleerung (ev. Katheterismus) geachtet werden.
Die hohe Anfälligkeit der Haut für Dekubitalgeschwüre bedingt eine fachgerechte Lagerungstechnik und die Transfusion von Erythrozytenkonzentraten, sobald die Hb-Konzentration unter 80% (= 11,2 g%) fällt.
Die Wehenperzeption ist nicht exakt vom Läsionsniveau abhängig und sowohl bei inkompletten wie auch bei kompletten Läsionen nicht zuverlässig, weshalb jede paraplegische Schwangere instruiert werden muß, wie sie die Uteruskontraktionen palpatorisch erfassen kann. Nur so kann dem Problem der unerwarteten vorzeitigen Geburt mit der daraus resultierenden Gefahr für das Kind begegnet werden. Aus diesem Grund ist auch eine regelmäßige vaginale Untersuchung zur Feststellung der Zervixreife und eventuell die prophylaktische Hospitalisation einige Wochen vor dem errechneten Termin nötig. Die vor allem bei Läsionen oberhalb von Th7 unter der Geburt fast regelmäßig auftretende potentiell lebensgefährliche autonome Hyperreflexie (Blutdruckanstieg, Pulsabfall) mit dem Risiko einer intrakraniellen Blutung muß frühzeitig erkannt und behandelt werden. Zur Prophylaxe eignet sich die Periduralanästhesie (PDA), welche den Reflexbogen unter Kontrolle bringt, vorzüglich. Sie kann bei Beginn regelmäßiger Wehen und beginnender Muttermundseröffnung angelegt werden. Wenn der Zeitpunkt für die PDA verpaßt wurde, eignen sich bis zum Wirkungseintritt der Periduralanästhesie das Dihydralazin und eventuell Trimetaphan als überbrükkende medikamentöse Maßnahme.
Gegen eine Spontangeburt ist in der Regel nichts einzuwenden. Wegen der durch die Paraplegie bedingten Preßschwäche ist die Geburtsbeendigung durch Forzeps oder Vakuum häufig notwendig. Die Indikation zur Sectio kann mehr oder weniger entsprechend den Richtlinien bei nicht paraplegischen Schwangeren gestellt werden.
Auch für das Wochenbett gilt die strenge Beachtung der Dekubitusprophylaxe. Das Stillen ist normalerweise ohne weiteres möglich.
Abstract
Due to better care and better knowledge pregnancies in paraplegic patients nowadays have a good prognosis. We report on 16 deliveries in 13 paraplegic or tetraplegic patients.
To minimise the danger of possible further damage it is important to know about the special problems associated with pregnancies in paraplegic mothers. It is particularly important to know about the elevated risk of premature labour and the risk of autonomic hyperreflexia in lesions above D7.
To prevent urogenital infections, patients should try to keep the genital region clean and try to empty the bladder as completely as possible. Intermittent catheterisation might be necessary.
One should try to prevent decubital ulcers, and therefore an eventual anaemia (below 80%) should be corrected by transfusions.
The patients should be instructed how uterine contractions can be palpated manually because sometimes perception of contractions in other ways is not possible. Repeated examinations of the cervix also help to prevent premature birth. Hospitalisation of the mother two to three weeks before the expected date of birth is suggested.
If the lesion is higher than D7, symptoms of autonomic hyperreflexia (bradycardia and rise of blood pressure with the risk of cerebral haemorrhagia) are almost always present when labour starts. To prevent this possibly lifethreatening complication, early application of epidural anaesthesia is suggested.
There is no contraindication to spontaneous delivery. Vacuum extraction or forceps are necessary more frequently.
In the post-partal period, Prophylaxis of decubital ulcers is important. Breast feeding is not influenced.