Geburtshilfe Frauenheilkd 1987; 47(3): 197-201
DOI: 10.1055/s-2008-1035807
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die äußere Überdrehung des Kopfes zur Behandlung des hohen Schultergeradstandes

Treatment of High Longitudinal Shoulder Position by External Over-Rotation of the HeadG. Martius
  • Geburtsh.-gynäk. Abteilung des Martin-Luther-Krankenhauses Berlin
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Schulterdystokien stellen eine Einstellungsanomalie der Schulterbreite dar. Sie erschweren bzw. verhindern nach der Geburt des Kopfes die vollständige Gewinnung des Rumpfes. Das Kind gerät in eine akute, lebensbedrohende Hypoxie. Die unverzüglich notwendige und operativ-schwierige Beendigung der Entbindung geht zusätzlich gehäuft mit oftmals schweren, evtl. bleibenden Schädigungen vor allem im Bereich der oberen Extremitäten einher. Disponierend wirken bei der Entstehung des hohen Schultergeradstandes eine Makrosomie des Kindes und eine vaginal-operative Entbindung, die vor Erreichen des Beckenbodens durch den vorangehenden Teil begonnen wurde. Ein frühzeitiger und forcierter Kristellerscher Handgriff fördert zusätzlich die Manifestation und zugleich die Einkeilung der Schulterbreite im Beckeneingang.

Unter Berücksichtigung des Rotationsdefizits der Schulterbreite über dem Beckeneingang wird zur Behandlung des hohen Schultergeradstandes die »äußere Überdrehung des Kopfes« empfohlen. Die Technik wird detailliert beschrieben. Bereits bei gegebener Disposition wird frühzeitig, d.h. möglichst vor der endgültigen Arretierung der Schultern im Beckeneingang der geborene Kopf mit den flach angelegten Händen gefaßt und bei 1. Stellung mit dem Hinterhaupt nach rechts, bei 2. Stellung mit dem Hinterhaupt nach links gedreht. Erst nach der Herstellung des hohen Schulterquerstandes darf die weitere Rumpfentwicklung durch die Kristellersche Expression unterstützt werden. Die bisherigen klinisch-operativen Erfahrungen und die Frühmorbidität der 24 Kinder, bei denen ein hoher Schultergeradstand auf diese Weise überwunden werden konnte, erlauben es, die »äußere Überdrehung des Kopfes« als primäre und effektive Behandlungsmethode zu empfehlen.

Abstract

The shoulder dystokias are an anomaly of Shoulder presentation which render difficult or prevent complete extraction of the trunk following birth of the head. Acute hypoxia ensues, threatening the infant's life. Additionally, termination of delivery, which must be effected without delay and is surgically difficult, is frequently associated with often permanent damage to the upper limbs. Macrosomatia of the child and a vaginal-surgical delivery initiated before the preceding part has reached the pelvic floor increase the probability of high longitudinal shoulder position oecurring. Early and forced application of Kristeller's method also encourages manifestation of the condition and simultaneous wedging of the shoulders in the pelvic inlet.

Taking into aecount the inadequate shoulder rotation above the pelvic inlet, “external over-rotation of the head” is recommended as a treatment for high longitudinal shoulder position. The technique is described in detail. As soon as the condition appears likely to oeeur, the head is grasped in the hands (applied flat) and turned, in first position with the back of the head toward the right, in second position with the back of the head toward the left. This must be done early, i.e., if possible before the shoulders are finally locked in the pelvic inlet. Further expression of the trunk must not be assisted by Kristeller's method until high transverse position of the shoulders has been achieved. Clinicosurgical experience gathered so far and the early morbidity of the 24 children in whom high longitudinal shoulder position was overcome in this way justify the recommendation of “external over-rotation of the head” as an effective primary treatment method.

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