Laryngorhinootologie 1995; 74(8): 519-523
DOI: 10.1055/s-2007-997794
GESCHICHTE

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Das Monochord, sein Weg von der Pythagoräischen Musikwissenschaft zur Prüfung der oberen Hörgrenze

Bilder aus der Geschichte der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, dargestellt an Instrumenten aus der Sammlung im Deutschen Medizinhistorischen Museum in IngolstadtThe Monochord, Its Way from the Pythagorean Musicology to Testing the Upper Tone Limit. Pictures from the History of Otorhinolaryngology, Highlighted by Objects of the Deutsche Medizinhistorische Museum in IngolstadtH. Feldmann
  • ehem. Direktor der Univ.-HNO-Klinik Münster
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Februar 2008 (online)

Zusammenfassung

Als Monochord bezeichnet man eine auf einem Rahmen ausgespannte Saite, deren Länge durch einen verschiebbaren Steg variiert werden kann. Die Saite wird durch Zupfen, Anschlagen oder Streichen mit einem Bogen in Transversalschwingungen versetzt. Die Schwingungszahl ist dabei abhängig von der Länge der Saite, ihrer Spannung und ihrer Dicke. Das Monochord diente im Altertum (Pythagoräer) und Mittelalter dazu, die Gesetzmäßigkeit der musikalischen Intervalle zu studieren, im 19. Jahrhundert auch zu zahlreichen anderen physikalischen Untersuchungen. F. A. Schulze, Physiker in Marburg, verwendete 1908 erstmals ein Monochord zur Erzeugung sehr hoher Töne, um die obere Hörgrenze zu bestimmen, indem er die Saite durch Reiben in der Längsrichtung in Longitudinalschwingungen versetzte. Die Tonhöhe ist dann nur abhängig von der Länge der Saite und dem Elastizitätsmodul des Materials, aber unabhängig von der Spannung und Dicke. H. J. L. Struycken, Ohrenarzt in Breda, Holland, gab 1910 ein verbessertes Monochord an, mit dem auch die Knochenleitung gemessen werden konnte. K. L. Schaefer, Physiologe in Berlin, erweiterte den Tonumfang des Struyckenschen Monochords dadurch, dass er zusätzlich wieder die Anregung zu Transversalschwingungen durch Streichen mit einem Bogen und Anschlagen mit einem Hämmerchen einführte. In dieser Version war das Monochord unentbehrlicher Bestandteil des Hörprüfungsinstrumentariums bis zur Ära der elektronischen Audiometer. Die technische Entwicklung der Monochorde und ihre klinische Anwendung werden ausführlich geschildert.

Summary

The monochord consists of a frame with a string or pianowire stretched across it. The length of the wire can be varied by a movable bridge. The string or wire is plucked, hit, or bowed, producing transverse vibrations. In this mode the number of vibrations per second is dependent on the length, tension, and thickness of the string. In ancient times, the Pythagoreans used such an instrument to study the natural laws underlying musical intervals; in the 19th century it also served for various other physical experiments. F. A. Schulze, physicist in Marburg, Germany, introduced the monochord for testing the upper tone limit in 1908. He produced longitudinal vibrations by rubbing the wire with a piece of felt moistend with benzol. The vibrations of this mode are dependent only on the length of the wire and the elasticity of the material; they are independent of its tension and thickness. H. J. L. Struycken, otologist in Breda, Holland, presented an improved type of monochord in 1910 which also allowed testing bone conduction. K. L. Schaefer, physiologist in Berlin, modified Struycken's instrument in such a way that bowing the wire or hitting it with a small hammer also produced transverse vibrations. This enlarged the range of tones in the lower region. In this combined version the monochord was an indispensable piece of hearing testing equipment before the era of electronic audiometers. The technical development and clinical application of the monochord is described in detail.

    >