Aktuelle Ernährungsmedizin 2007; 32: S163-S167
DOI: 10.1055/s-2007-970866
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Altert Eva anders?

Zur gesundheitlichen Lage der älteren Bevölkerung - betrachtet aus der GenderperspektiveDoes Eva Age Differently?Health of the Elderly Focussing on Gender-Related DifferencesP.  Perrig-Chiello1
  • 1Institut für Psychologie, Universität Bern
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Publication Date:
04 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte haben für Frauen und Männer neue Realitäten geschaffen. Obwohl von „Feminisierung des Alters” gesprochen werden kann - mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung - sind genderspezifische Ansätze in der gerontologischen Forschung eher rar. Eine Mehrheit geriatrischer und gerontologischer Studien orientierte sich bis vor wenigen Dekaden noch an männlichen Standards. Auch wenn in der Folge die Geschlechtsvariable zunehmend in die Untersuchungen einbezogen wurde, war es zumeist bloß das biologische Geschlecht. Entsprechend unklar und widersprüchlich präsentiert sich der Status quo der Forschung. Haben alte Frauen tatsächlich mehr gesundheitliche und psychische Probleme als Männer oder handelt es sich hier nur um einen Genderbias, wonach Frauen ein anderes Verständnis von Gesundheit und Krankheit haben als Männer? Ist die Inzidenz, an Alzheimerdemenz zu erkranken, für alte Frauen tatsächlich höher als bei Männern oder ist dies nur eine logische Folge ihrer längeren Lebenserwartung? Mit welchen gesundheitlichen und psychischen Kosten ist die Tatsache verbunden, dass viele Frauen bereits ab dem mittleren Lebensalter die Hauptpflegepersonen ihrer Väter, Schwiegerväter und Partner sind? Diese Fragen sind Gegenstand des vorliegenden Beitrages. Es wird aufgezeigt, dass der Einbezug des sozialen Geschlechts (Gender) eine Notwendigkeit ist, um valide Aussagen zu Gesundheit und Gesundheitsverhalten von Frauen und Männern im Alter machen zu können.

Abstract

In past decades demographic and social changes have created new realities for women and men. Although the ratio of women increases with age, a gender-specific approach in gerontologic research is rare. In the last decades the majority of geriatric and gerontologic studies have focussed on men. In the following years the female gender was increasingly considered. However, the focus was on the sex rather than considering other influencing aspects. Thus, the results were unclear and inconsistent. Have older women more health and psychological problems than men? Or can this be explained by a different gender-specific perception of health and disease? Have women a higher risk than men to develop Alzheimer's disease or is this due to the longer life expectancy of women? What are the health and psychological consequences for women who start caring for their fathers, fathers-in-law, and for their partners from the middle of their life? These issues are raised in this article. It will be demonstrated that it is necessary to consider the social environment to determine the health and health seeking behaviour of men and women reliably.

Literatur

  • 1 Graves B M, Strand M, Lindsay A R. A reassessment of sexual dimorphism in human senescence: Theory, evidence, and causation.  Am J Hum Biol. 2006;  18 161-168
  • 2 Perrig-Chiello P, Höpflinger F (Hrsg). Jenseits des Zenits. Frauen und Männer in der zweiten Lebenshälfte. Bern; Haupt 2004
  • 3 Perrig-Chiello P, Höpflinger F (Hrsg). Gesundheitsbiographien - Variationen und Hintergründe. Bern; Huber Verlag 2003
  • 4 Perrig-Chiello P. Frauen im Alter: Vorurteile und Fakten. Freiburger Frauen Studien.  Zeitschrift für Interdisziplinäre Frauenforschung. 2005;  16 199-219
  • 5 Perrig-Chiello P. Der biographische Wandel des Männlichen und Weiblichen. Forum - Magazin für mehr Lebensqualität Sonderthema Mann und Frau. Pax-Versicherung 2001: 7-17

Prof. Dr. Pasqualina Perrig-Chiello

Institut für Psychologie, Universität Bern

Muesmatttstraße 45

3000 Bern, Schweiz

Phone: 0041/31/631-4035

Fax: 0041/31/631-8212

Email: pasqualina.perrigchiello@psy.unibe.ch

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