Aktuelle Neurologie 1998; 25(5): 169-178
DOI: 10.1055/s-2007-1017684
Neues in der Neurologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Genetik der Epilepsien

Genetics of the EpilepsiesT. Dorn, G. Krämer
  • Schweizerische Epilepsie-Klinik Zürich (Medizinischer Direktor: Dr. G. Krämer)
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Publication Date:
30 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Fortschritte der molekulargenetischen Forschung haben in der Epileptologie nicht nur zur Entdeckung neuer Krankheitsentitäten bzw. der Genorte für bekannte Epilepsiesyndrome geführt, sondern ermöglichen auch ein verbessertes Verständnis der Pathophysiologie sowohl dieser genetisch bedingten als auch der erworbenen Formen. Die wichtigsten Neuerungen auf diesem Gebiet werden anhand der Kategorien der ILAE-Klassifikation der Epilepsien und epileptischen Syndrome von 1989 dargestellt. So konnten bei den bereits damals bekannten idiopathischen generalisierten Epilepsien verschiedene Genloci auf verschiedenen Chromosomen eingegrenzt werden, ohne dass allerdings bisher ein einziges Krankheitsgen genau identifiziert wurde. Die Gruppe der idiopathischen fokalen Epilepsien wurde um einige neue, autosomal-dominant vererbte Entitäten ergänzt, wobei bei einem Subsyndrom sogar des Genprodukt, nämlich eine Untereinheit eines zentralen nikotinergen Rezeptors, bekannt ist. Auch bei den genetisch bedingten symptomatischen Epilepsien werden zunehmend Gene lokalisiert bzw. identifiziert. Selbst bei bekanntem Genprodukt ist der Weg vom Gen bzw. Genprodukt zum Phänotyp jedoch weitgehend unklar. Bei der Diagnostik monogener bzw. chromosomal bedingter Epilepsiesyndrome kann auf computergestützte Expertensysteme zurückgegriffen werden, um in Zusammenarbeit mit den Humangenetikern gezielt das immer größer werdende Spektrum der direkten molekulargenetischen Diagnostik einzusetzen. Darüber hinaus gibt es Epilepsien mit polygenem Vererbungsmodus bzw. multifaktoriellen Ätiologien. Bei den nicht genetisch bedingten symptomatischen Epilepsien wird derzeit untersucht, ob und gegebenenfalls wie genetische Faktoren Krankheitsmanifestation und -verlauf beeinflussen.

Summary

Due to progress in molecular genetics in epileptology not only new disease entities have been recognised and gene loci of so far known epilepsy syndromes have been identified, but also the opportunity of better understanding of the pathophysiology of genetic as well a acquired forms is offered. The most important developments in this field are outlined according to the ILAE classification of epilepsies and epileptic syndromes from 1989. In idiopathic generalised epilepsies different gene loci on different chromosomes have been determined, but no responsible gene has been identified so far. In idiopathic focal epilepsies new autosomal dominant inherited forms were detected, in one of these even the gene product, a subunit of a central nicotinergic receptor is known. In inherited symptomatic epilepsies the number of genes localised and identified grows, whereas the link between gene and phenotype is often still obscure even if the gene product is known. In diagnosis of monogenic inherited symptomatic epilepsies and those caused by chromosomal aberrations the use of computer assisted expert systems and collaboration with human geneticists is recommended to make efficient use of the growing spectrum of methods for detecting the disease-causing gene. Besides monogenic inherited epilepsy syndromes there are forms with a polygenic inheritance and those caused by more than one aetiology. In non-inherited symptomatic epilepsies the influence of genetic factors on manifestation, course and susceptibility to treatment is presently under investigation.

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