Fortschr Neurol Psychiatr 1989; 57(8): 305-318
DOI: 10.1055/s-2007-1001125
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aufklärung und Information in der Psychiatrie

Informing Psychiatrie PatientsH. -J. Luderer
  • Aus der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen-Nürnberg
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Publication Date:
09 January 2008 (online)

Abstract

All physicians are obliged to inform their patients about their disease and about course, purpose and risks of diagnostic and therapeutic procedures. Many physicians, however, try to avoid the dialogue with the patients particularly if disagreeable details are to be communicated. This is valid both for somatic medicine and for psychiatry.

The openness of information in psychiatry depends on the patient's disease. Schizophrenic patients receive comprehensive information less frequently than patients suffering from mania, major depression, alcoholism and other dependencies. The label ,,schizophrenia" is generally paraphrased, the possibility of residual damage and the long-term side effects of neuroleptics are not mentioned by many physicians.

Patients' knowledge about diagnosis and medical treatment does not depend on the duration of their illness and on the diagnosis but on individual factors: patients with secondary education and patients whose physicians regard comprehensive information to be favourable are better informed.

Information about diagnosis and therapy can help the patients to understand their illness and to enhance compliance if the individual experience of the patients, their disease concept and their medical knowledge are taken into consideration. Information can be regarded as an important part of the relation between doctor and patient.

Zusammenfassung

Jeder Arzt ist verpflichtet, seinen Patienten die Art ihrer Krankheit sowie den Ablauf, den Zweck und die Gefahren diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen verständlich zu machen. Viele Ärzte weichen jedoch dem Gespräch mit dem Patienten über die Krankheit insbesondere dann aus, wenn es gilt; unangenehme Dinge mitzuteilen. Die Patienten kommen dieser Tendenz entgegen, indem sie sich häufig nicht von sich aus um fachliche Auskunft bemühen. Dies gilt für die somatische Medizin in gleicher Weise wie für die Psychiatrie.

Psychiater tendieren dazu, die Offenheit im Gespräch mit Patienten von der Diagnose abhängig zu machen. Eine umfassende Aufklärung über Diagnose und Therapie erfolgt bei Patienten mit Schizophrenien seltener als bei Patienten mit Zyklothymien oder Abhängigkeitskrankheiten. Die Diagnose ,,Schizophrenie", wird häufiger umschrieben als andere diagnostische Bezeichnungen, die Möglichkeit der Ausbildung von Residualsyndromen sowie Langzeitnebenwirkungen der Neuroleptika werden von vielen Ärzten im Gespräch mit Patienten nicht thematisiert.

Das Wissen der Patienten um Diagnose und medikamentöse Behandlung ist jedoch weder von der Diagnose selbst noch vom bisherigen Verlauf der Erkrankung, sondern eher von individuellen Faktoren abhängig: Patienten mit weiterführender Schulbildung sowie Patienten, bei denen die behandelnden Ärzte eine Mitteilung der Diagnose als günstig ansehen, wissen über ihre Erkrankung überdurchschnittlich gut Bescheid.

Informationen über Diagnose und Therapie sind dann geeignet, dem Patienten seine Krankheit verständlich zu machen und seine Compliance zu erhöhen, wenn sie am Erleben der Patienten, an seinem Krankheitskonzept und an seinem medizinischen Vorwissen ansetzen. Informationsvermittlung ist, so verstanden, ein wesentlicher Bestandteil der Arzt-Patienten-Beziehung.

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