Fortschr Neurol Psychiatr 1991; 59(8): 322-327
DOI: 10.1055/s-2007-1000706
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zerebrale Ischämien bei jungen Erwachsenen

Cerebral Ischemia in Young AdultsP.  Berlit , B.  Endemann , P.  Vetter
  • Neurologische Klinik im Klinikum Mannheim der Universität Heidelberg
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Publication Date:
10 January 2008 (online)

Abstract

An overview is given over etiology and prognosis of cerebral ischemias until the age of 40. In a time period of 19 years, 168 patients were diagnosed with cerebral ischemia until the age of 40 (91 females, 77 males). The most frequent etiology is premature atherosclerosis in patients with vascular risk factors (up to 50%). Cardiogenic embolism is responsible for 1 to 34% of the cases: cardiac valve diseases and endocarditis being the most frequent sources. In 2 to 19 % a vasculitis is diagnosed. While infectious arteritis is especially frequent in countries of the third world, immunovasculitides are common in Europe and the USA. Non-inflammatory vasculopathies include spontaneous or traumatic dissection, fibromuscular dysplasia and vascular malformations. A migrainous stroke is especially frequent in female smokers with intake of oral contraceptives. During pregnancy both sinusthrombosis and arterial ischemia occur. Hematologic causes for ischemia are polycythemia, thrombocytosis and genetic diseases (sickle cell anemia, AT3-deficiency). Cerebral ischemia may occur in connection with the ingestion of ergot-derivates. The prognosis of cerebral ischemia in young adults is better than in older stroke-patients.

Zusammenfassung

Es wird eine Übersicht über die Diagnostik und die Prognose zerebraler Ischämien bei Patienten bis zum 40. Lebensjahr gegeben. In einem Zeitraum von 19 Jahren wurden im eigenen Krankenkollektiv 168 Patienten mit einer zerebralen Ischämie vor dem 40. Lebensjahr diagnostiziert. Ätiologisch spielen die risikofaktorassoziierten Ischämien die zahlenmäßig größte Rolle (bis zu 50%). Kardiogene Hirnembolien sind für 1 bis 34% der Ischämien verantwortlich, wobei Herzklappenerkrankungen und Endokarditiden die wichtigsten Emboliequellen sind. In bis zu 19 % wird eine Vaskulitis diagnostiziert, wobei erregerbedingte Arteriitiden in der dritten Welt und Immunvaskulitiden in Europa und den USA die größere Rolle spielen. Zu den nicht entzündlichen Vaskulopathien zählen spontane oder traumatische Gefäßdissektionen, fibromuskuläre Dysplasie und Gefäßmalformationen. Eine zerebrale Ischämie in Verbindung mit einem Migräneanfall tritt gehäuft bei Raucherinnen auf, die Ovulationshemmer einnehmen. Während einer Gravidität bzw. in Verbindung mit der Einnahme von oralen Kontrazeptiva sind nicht nur Sinusthrombosen, sondern auch arterielle Durchblutungsstörungen häufiger. Hämatologische Ursachen sind Polyzythämie, Thrombozytosen und genetisch determinierte Erkrankungen (Sichelzellanämie, AT3- Mangel). Die Einnahme von Ergotderivaten kann eine mögliche pathogenetische Rolle spielen. Die Prognose der zerebralen Ischämie ist bis zum 40. Lebensjahr besser als bei älteren Hirninfarktpatienten.

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