Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2005; 31(9): 418-419
DOI: 10.1055/s-2005-921878
psychoneuro für die Hausarztpraxis

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Posttraumatische Belastungsstörung

Sefik Tagay, Wolfgang Senf
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Publication Date:
08 November 2005 (online)

Psychotraumatische Ereignisse, die beim Menschen das Gefühl der Sicherheit und Unverwundbarkeit durchbrechen, können den Umgang mit den eigenen Gedanken, Gefühlen und der Umwelt tiefgreifend beeinträchtigen und die Wahrnehmung von der Welt als einem im Wesentlichen kontrollierbaren, sicheren und im Prinzip sinnvoll geordneten Ort empfindlich stören. Körperliche und sexuelle Übergriffe, Kriegstraumata, Folter und schwere Unfälle und andere natürliche oder vom Menschen verursachte Katastrophen können zum Auslöser der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) werden [Abb. 1].

Die Entwicklung einer PTBS hängt erheblich davon ab, wie der Betroffene das Ereignis wahrnimmt und bewertet und ob der Betroffene nach der traumatischen Erfahrung Umstände vorfindet, die einer raschen psychosozialen Erholung förderlich sind. Besonders wichtig sind hier das Ausmaß der psychosozialen Unterstützung und der Schutz vor zusätzlichen Belastungen.

In Abhängigkeit von der Art des Traumas und einer ganzen Reihe weiterer prä-, peri- und posttraumatischer Variablen (z.B. frühere Traumatisierungen, Traumaschwere, mangelnde soziale Unterstützung) entwickeln in der Allgemeinbevölkerung etwa 5-10 % der Menschen eine PTBS. Frauen tragen bei vergleichbarer lebenslanger Traumaerfahrung ein etwa doppelt so großes Risiko an einer PTBS zu erkranken als Männer (10-13 % vs. 4-5 %).

Meist zeigt sich die posttraumatische Symptomatik schon kurz nach der Traumatisierung. Bei einer Mehrheit der betroffenen Personen klingen die Symptome im ersten Jahr ab. In rund 30-40 % der Fälle nimmt die PTBS einen chronischen Verlauf. Die Störung ist oft besonders schwer und lang andauernd, wenn das Trauma durch Menschen verursacht wurde (z.B. Folterung, Vergewaltigung).

Korrespondenzadresse

Dr. rer. medic. Dipl. Psych. Sefik Tagay

Rheinische Kliniken Essen

Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universität Duisburg-Essen

Virchowstr. 174

45147 Essen

Email: sefik.tagay@uni-essen.de

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