ZFA (Stuttgart) 2005; 81(10): 411
DOI: 10.1055/s-2005-872528
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

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EditorialE. Baum1
  • 1Abteilung Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg
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Publication Date:
21 October 2005 (online)

Schwerpunktthema dieses Heftes ist die Prävention. Sie gehört zu unseren Hausärztlichen Kernaufgaben. Wie aber setzen wir dies optimal um?

Zunächst wird unser eigenes Gesundheitsverhalten als Hausärzte/innen beleuchtet. Es ist nicht so schlecht, wie immer wieder behauptet wird, aber wir selber haben auch noch erhebliches Verbesserungspotenzial. Um letztlich langfristig professionelles Verhalten zu verbessern, bedarf es in der Regel komplexer Interventionen, die mehrere Komponenten enthalten, um tatsächlich eine nachhaltige Verhaltensänderung in unserem Alltag zu bewirken. So zeigt der Artikel von Vera Mols et al., dass mit Qualitätszirkelsitzungen alleine nicht unbedingt die angestrebten Ziele erreicht werden können.

Wie können komplexe Interventionen optimal geplant und evaluiert werden? Hierfür ist ein mehrstufiger Ansatz entsprechend der Entwicklung eines Medikamentes (s. BMJ 2000; 321: 694-696) sinnvoll:

Zunächst werden Komponenten identifiziert, die vermutlich zur Ergebnisverbesserung beitragen. Dazu ist eine genaue Kenntnis des jeweiligen Versorgungsbereichs nötig, der Motivation und Kompetenz der Zielgruppe sowie von zu erwartenden Barrieren (Theorie -„präklinische Phase”). Daraus wird ein Plan der Intervention/Veränderung entwickelt (Modellbildung - Phase 1”). Dies wird in einer Pilotstudie getestet und intensiv wissenschaftlich begleitet, wobei insbesondere qualitative Methoden eingesetzt werden, um Machbarkeit und Akzeptanz der einzelnen Komponenten zu testen. Die Erkenntnisse helfen, die eigentliche Intervention zu optimieren (exploratorische Studie - „Phase 2” - s. Artikel Sadowski et al.). Es folgt eine kontrollierte randomisierte Untersuchung, um die Wirksamkeit der Intervention nachzuweisen (definitive Studie - „Phase 3”). Auch hier sollten begleitend qualitative Methoden eingesetzt werden, um Effekte verschiedener Komponenten und Erfahrungen der Anwender zu ergründen. Inwieweit diese Intervention dann in der Routineversorgung langfristig wirklich umgesetzt wird und Früchte trägt bzw. auch unerwünschte Wirkungen hat, wird leider meistens aufgrund fehlenden Sponsorings nicht mehr systematisch erfasst (langfristige Implementierung - Phase 4 - „Anwendungsbeobachtung”).

Auch e-learning ist eine Möglichkeit, die hausärztliche Kompetenz und Qualität unserer Tätigkeit zu verbessern (UM Waldmann et al.).

Wie Günter Egidi muss man immer wieder kritisch hinterfragen, ob denn alles, was wir nach „Expertenmeinung” tun sollten, auch sinnvoll ist. Anhand des oralen Glukosetoleranzestes zeigt er evidenzbasiert, dass wir nicht unreflektiert das übernehmen sollten, was uns andere - aus ihrer eigenen Sicht durchaus verständlich - einreden, sondern uns aus hausärztlicher Perspektive eine eigene und fundierte Meinung bilden sollten.

Prof. Dr. med. E. Baum

Dresdner Straße 34

35444 Biebertal

Email: Baum064092007@t-online.de