Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222(5): 444
DOI: 10.1055/s-2005-858340
Nachruf

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Zum Gedenken an Herrn Prof. Dr. W. Hallermann

In Memoriam Prof. Dr. W. HallermannA. Denden
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Publication Date:
23 May 2005 (online)

Herr Prof. Dr. Wilhelm Hallermann, ehemaliger Direktor der Univ.-Augenklinik Göttingen, ist am 1.2.2005 gestorben. Er wurde am 20.5.1909 in Dortmund geboren und auch dort neben seiner im Jahre 1963 verstorbenen ersten Frau beerdigt. Wie sein Vater und Großvater wollte auch er Augenarzt werden.

Seine wissenschaftliche Ausbildung erhielt er bei Herrn Prof. Dr. Wegener in Freiburg im Breisgau. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er als Mediziner eingezogen und arbeitete in einem Lazarett für Kopfverletzungen in Russland und lernte dort unter schwierigen Bedingungen die plastische Chirurgie, die ihm später sehr nützlich war. Nach seiner Rückkehr 1945 in eine zu großen Teilen zerbombte Klinik beschrieb er 1948 ein seltenes Krankheitsbild: das „Vogelgesicht, Cataracta congenita”, das 1950 von Streiff als „mandibuläre Dysplasie mit verschiedenen okulären Begleiterscheinungen” ergänzt und seitdem als Hallermann-Streiff-Syndrom weltweit bekannt wurde. 1949 hat er sich habilitiert und wurde am 1.5.1954 auf den Lehrstuhl der Univ.-Augenklinik Göttingen berufen. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es - trotz chronischen Geldmangels des Landes Niedersachsen -, das Personal aufzustocken. Außer zwei jungen Assistenten, die Ende 1959 und Anfang 1960 eingestellt wurden, waren alle anderen Kriegsveteranen.

1958 hat er das Kapitel „Krankheiten der Hornhaut” des verstorbenen Prof. Dr. O. Marchesani für das Lehrbuch und den Atlas der Augenkrankheiten von Axenfeld neu bearbeitet und aktualisiert. Als Mann des Ausgleichs gelang es ihm immer wieder, Konfrontationen unter den Ärzten zu aller Zufriedenheit zu entschärfen. Für seinen Fleiß und seine preußische Ordnung war er nicht nur bei den Assistenten, sondern auch beim Klinikpersonal bekannt und manchmal auch gefürchtet.

Vom 1.4.1960 bis zum 31.4.1961 war er Dekan der medizinischen Fakultät in Göttingen.

Als guter Ophtalmochirurg galt sein besonderes Interesse der perforierenden oder lamellären Hornhauttransplantation bei allen Hornhautdystrophien und -degenerationen. Dank seiner Pionierarbeit auf diesem Gebiet und der Beherrschung der immunologischen Abstoßungsreaktion der Spenderhornhaut ist es heute möglich, überall Hornhauttransplantationen mit gutem Erfolg durchzuführen.

Während der großen studentischen Revolte 1968/69 erfüllte er trotz schwieriger Verhältnisse seine Lehrverpflichtungen. Seine Vorlesungen waren wegen ihres didaktischen Wertes stets gut besucht.

1970 wurde er Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und gehörte lange Jahre dem Vorstand an.

Am 1.4.1977 wurde er emeritiert und 1980 Ehrenmitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und zahlreicher ophthalmologischer Gesellschaften.

Herr Prof. Dr. W. Hallermann bleibt als hervorragender Arzt von nobler Gesinnung und großer Bescheidenheit ein Vorbild und in guter Erinnerung.

Prof. Dr. med. A. Denden

Eckenbornweg 5 H

37075 Göttingen

Phone: 05 51/2 24 21

Fax: 05 51/2 24 21

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