Viszeralchirurgie 2004; 39(6): 419
DOI: 10.1055/s-2004-832433
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Editorial

R. Margreiter1
  • 1I. Universitätsklinik f. Chirurgie, Abt. Transplantationschirurgie, Innsbruck, Österreich
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Publication Date:
01 December 2004 (online)

Da die am 23. Dezember 1954 am Peter-Bengt-Brigham-Hospital in Boston durchgeführte Nierentransplantation, bei der dem eineiigen Zwillingsbruder eine Niere entnommen und erfolgreich transplantiert wurde, als der Beginn der der klinischen Organtransplantation gilt, ist diese gerade einmal ein halbes Jahrhundert alt. Durch Verbesserung vor allem der Immunosuppression aber auch der Organkonservierung, der chirurgischen Technik sowie des peri- und postoperativen Managements konnten die Ergebnisse in den 80-iger und 90-iger Jahren in allen Organbereichen in einer Weise verbessert werden, dass die Verpflanzung sämtlicher solider Organe als Routineeingriff bezeichnet werden kann. Aber auch die Verpflanzung des Darmes hat das Experimentalstadium bereits verlassen und ist mit 70 % und mehr Ein-Jahres-Transplantatfunktionsraten zumindest an spezialisierten Zentren auf dem Wege zur Routine.

Einerseits hat die Transplantationschirurgie nicht nur den Bereich der Organprotektion sondern vor allem auch die chirurgische Technik und hier wiederum besonders auf dem Gebiete der Leberchirurgie enorm befruchtet und andererseits ist der Allgemeinchirurg mit steigenden Transplantationszahlen immer häufiger mit chirurgischen Erkrankungen bei diesem Patientengut konfrontiert. Deshalb erscheint es durchaus legitim, den derzeitigen Stand der Transplantationschirurgie - zumindest, was die abdominellen Organe betrifft - in einer Zeitschrift, die sich in erster Linie der Fortbildung auf viszeralchirurgischem Gebiete verschrieben hat, darzustellen. Darüber hinaus sollte heute jeder Arzt und ganz besonders jeder Chirurg über die allgemeinen Probleme der Organspende aber auch der Organzuteilung Bescheid wissen. Aus diesem Grunde haben wir einen Beitrag zu den Problemen Spenderauswahl, Organzuteilung und Logistik der Organspende an den Beginn gestellt.

Da Organentnahmen grundsätzlich an jeder chirurgischen Abteilung durchgeführt werden können und sollten, erschien es sinnvoll, die Technik der Multiorganentnahme in einem eigenen Beitrag abzuhandeln. Gerade den jüngeren Kollegen sei die Teilnahmen an Multiorganentnahmen wärmstens empfohlen, gibt es doch kaum einen Eingriff, bei dem man seine anatomischen Kenntnisse so gut auffrischen und ergänzen kann, wie bei diesen Eingriffen. Im Besonderen gilt dies für die Region der zentralen Viszeralarterien. Sowohl bei Nieren- als auch bei Leberverpflanzungen werden nicht nur die Techniken der Implantation von Organen Frischverstorbener sondern auch die Techniken der Explantation und Implantationen von Organen bzw. Organteilen von Lebendspendern dargestellt. Gerade Empfänger von heutzutage üblicherweise intraperitonial platzierten Pankreas-Transplantaten geben öfters Anlass zu Komplikationen, weshalb es für den behandelnden Allgemeinchirurgen nützlich ist, wenn er über die üblichen Techniken der Revaskularisierung und der exokrinen Drainage Bescheid weiß. Ergänzt werden diese Referate durch einen Beitrag über Darm- und Multiviszeraltransplantation. Die Botschaft dieses Beitrages an den Viszeralchirurgen sollte sein, dass es auch bei Infarzierung des gesamten Dünndarmes und eventuell des rechten Hemikolons therapeutische Alternativen zur total parenteralen Ernährung gibt, weshalb bei Patienten, die aufgrund ihres Alters und der Komorbididäten für eine Darmtransplantation infrage kommen, die Enterektomie in Erwägung gezogen werden sollte.

Prof. Dr. med. Raimund Margreiter

I. Universitätsklinik f. Chirurgie · Abt. Transplantationschirurgie

Anichstr. 35

6020 Innsbruck

Österreich

Email: raimund.margreiter@uibk.ac.at

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