DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2004; 2(02): 27
DOI: 10.1055/s-2004-818847
Focus
Focus
Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co.KG Stuttgart

Pseudokrupp

Barbara Angerer
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 July 2004 (online)

Diese Form von Kehlkopfentzündung geht mit Atemnot und deutlichen Atemgeräuschen einher und kann bis hin zu ernsthaften Erstickungszuständen führen. Die Atemgeräusche sind vorwiegend während der Einatmung zu hören. Häufig ist ein Anfall von einem bellenden Husten ohne Schleimproduktion begleitet.

Der Beginn ist meist im Rahmen eines Schnupfens oder einer allgemeinen Erkältung.

Die osteopathische Behandlung hat zum Ziel, die verschiedenen Funktionseinheiten im Kehlkopfbereich wieder in ein bestmögliches Gleichgewicht zu bringen, damit Ausnahmesituationen, wie z.B. Infektion, die Belastungsgrenzen nicht überschreiten und zu einem Risiko für den Patienten werden.

Patienten und Symptomatik

Zwischen November 2002 und Juni 2003 wurden von mir sieben Jungen und zwei Mädchen mit der Diagnose Pseudokrupp behandelt. Die Kinder waren alle zwischen 6 Monaten und 6 Jahren alt. Die Diagnose Pseudokrupp war in allen neun Fällen vom Arzt gestellt worden. Als Symptome zeigten sich:

  • häufiger Schnupfen bei stark laufender Nase mit wässrigem Sekret, bellendem Husten ohne Abhusten von Sekret.

  • in einzelnen Fällen unterschiedlich starkes Einatmungsgeräusch (Stridor).

  • deutliche Heiserkeit.

Anamnese. Alle Kinder waren bereits gezwungen, wegen schwerer, schneller

Atmung und Erstickungsanfällen stationär in eine Kinderklinik aufgenommen zu werden.

Keines der Kinder war mit einem Medikament dauerhaft eingestellt.


#

Befunde

Auffällige osteopathische Läsionen waren bei den neun Kindern in folgenden Bereichen zu finden:

  • Kompaktion Sphenobasilar-Synchondrose zu Os frontale

  • Kompaktion Okziput/Atlas/Axis

  • Kompaktion Sakrum

  • Abscherläsion zwischen Th 3 und Th 7/Th 8

  • Läsionen des Diaphragmas

  • Läsionen des Pankreas

  • Läsionen des Mesenteriums

  • Läsionen im Nierenbereich


#

Therapieansatz

1. Behandlung

Spezifische Beseitigung osteopathischer Primärläsionen in den genannten Bereichen mit dem Ziel, die Physiologie in den Funktionseinheiten des Organismus wieder herzustellen.


#

2. Behandlung

Krankheitsspezifische Behandlung:

  • Sphenobasilar-Synchondrose

  • Okziput/Atlas/Axis

  • Ganglion cervicale superius und inferius

  • Os temporale ⇒ Arteria carotis

  • C3 ⇒ Os hyoideum

  • Os hyoideum ⇒ Zunge

Zwischen den beiden Behandlungen lag bei jedem Patienten eine Woche.


#

Ergebnis nach 1. Behandlung

Die Eltern schilderten bei allen Patienten:

  • zu diese seien wesentlich ruhiger und ausgeglichener,

  • hätten einen tieferen, erholsameren Schlaf,

  • zeigten mehr Appetit beim Essen,

  • hätten eine regelmäßige Verdauung und keinen Blähbauch mehr.


#

Ergebnisse nach 2. Behandlung

Keines der neun Kinder musste seither ein Krankenhaus bzw. einen Arzt wegen Erstickungsanfällen aufsuchen. Die Häufigkeit von Schnupfen und Husten hat deutlich nachgelassen, die Dauer der einzelnen Infektionen war deutlich kürzer.

Diskussion. Alle Kinder leben in sozial gesunden Familien und befanden sich zum Zeitpunkt der Behandlung entsprechend ihren jeweiligen Entwicklungsstadien in stabiler emotionaler Reaktibilität. Sie zeigten keinerlei andere Auffälligkeiten wie etwa Entwicklungsverzögerung oder Allergien und keines der Kinder war bereits geimpft.

Die mit der osteopathischen Behandlung erreichten Ergebnisse sind bei Kindern mit multiplen Belastungen mit Sicherheit nicht zu erzielen.

Fazit. Verlauf und Resultat der Behandlungen geben Anlass zu der Hypothese, dass die für den Spasmus im pharyngolaryngealen Bereich verantwortlichen Funktionseinheiten effektiv angesprochen worden sind und in den Zustand einer autonomen Selbstkontrolle zurückversetzt werden konnten.

In einem weiteren Schritt werden wir daher in Fällen von Kindern mit Pseudokrupp sorgfältig Puls- und Blutdruckkontrollen sowie differenzierte Laboranalysen durchführen, um diese Form der vegetativen Dysregulation in diesem Bereich besser zuordnen zu können.


#
#