Laryngorhinootologie 2004; 83(4): 236-242
DOI: 10.1055/s-2004-814244
Laryngologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gibt es ein einheitliches Vorgehen bei der Einteilung der Stimmlippen in Drittel?

Is There a Consensus in the Division of the Vocal Folds in Thirds?G.  Schade 1 , M.  Hess 1 , M.  Bubenheim 2 , J.  Berger 2
  • 1Poliklinik für Hör-, Stimm- und Sprachheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Direktor: Prof. Dr. Markus M. Hess)
  • 2Institut für Mathematik und Datenverarbeitung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Direktor: Prof. Dr. Jürgen Berger)
Further Information

Publication History

Eingegangen: 7. November 2003

Angenommen: 8. Januar 2004

Publication Date:
16 April 2004 (online)

Zusammenfassung

Einleitung: Aufgrund von im klinischen Alltag auffälligen Unstimmigkeiten bei der Einteilung der Stimmlippen in Drittel wurde die vorliegende Studie (Pilot- und Folgestudie) durchgeführt, um die diesbezügliche Befunderhebung bei den deutschen Phoniaterinnen und Phoniatern zu untersuchen.

Material und Methode: An alle deutschen Phoniaterinnen und Phoniater wurden sowohl bei der Pilot- als auch bei der Folgestudie zwölf Bildbefunde des Larynx geschickt. Bei jeweils sechs dieser Bilder sollte die ventrale und dorsale Begrenzung des mittleren Stimmlippendrittels eingeschätzt und bei sechs weiteren Bildbefunden mit ein bis zwei Markierungen das jeweilige Stimmlippendrittel zugeordnet werden. Zudem wurden die Ärzte über ihre subjektive Sicherheit bei der Einteilung befragt und gebeten, die Dauer ihrer bisherigen klinischen Tätigkeit und Facharztanerkennung(en) und die Zahl der laryngoskopischen Untersuchungen im Vorjahr anzugeben. Bei einer ein Jahr später durchgeführten Folgestudie wurden die gleichen Bildbefunde versendet. Diesmal wurde vorgegeben, dass in einem ersten Durchgang (Schema 1) der kartilaginäre und der ligamentäre Stimmlippenanteil in die Drittelbildung eingeschlossen und in einem zweiten Durchgang (Schema 2) nur der ligamentäre Anteil „gedrittelt” werden sollte.

Ergebnisse: Bei der Pilotstudie wichen die Angaben eines Teils der Fachärzte mitunter erheblich voneinander ab. Einige Phoniaterinnen und Phoniater hatten anscheinend nur den ligamentären und andere den ligamentären plus den kartilaginären Stimmlippenanteil in die Drittelbildung mit einbezogen. In der Folgestudie zeigte sich, dass bei entsprechenden Vorgaben, jeweils nur den ligamentären (Schema 2) oder den ligamentären plus den kartilaginären Abschnitt der Stimmlippen (Schema 1) in die Drittelbildung mit einzubeziehen, ein sehr viel einheitlicheres Vorgehen unter den beteiligten Ärzten zu erkennen war. Die subjektive Sicherheit bei der Einteilung war in den Fällen, in denen alle Drittel zu übersehen waren, deutlich höher als bei den Bildbeispielen, bei denen phonationsbedingt nur der ligamentäre Stimmlippenanteil sichtbar war.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die an dieser Studie beteiligten deutschen Phoniaterinnen und Phoniater bei entsprechender Vorgabe, dass die vorderen zwei Stimmlippendrittel auf den ligamentären und das hintere Stimmlippendrittel auf den kartilaginären Stimmlippenanteil entfallen (Schema 1 der Folgestudie), die größte Übereinstimmung bei der Einteilung aufweisen. Zwecks Vereinheitlichung des Vorgehens bei der Drittelbildung schlagen wir vor, diese bisher verbindliche Art der Einteilung weiter beizubehalten.

Abstract

Introduction: In clinical routine we have notized a disagreement of ENT-specialists and phoniatricians in the division of the vocal folds in thirds. To show if there is consensus in this field by the german phoniatricians this study was done.

Material and Methods: In two parts of a study, a pilot study and a follow up study, we sent twelve different images of the larynx to all german phoniatricians. In six of these images the physicians should set the marks of the ventral and dorsal limitation of the second third of the vocal folds. In six diffent images a mark should be related to the particular third of the vocal folds. The phoniatricians were asked to assess how certain they were in their valuation. They were asked either, how long they have been working as a physician and how long they have been specialized as a phoniatrician and as an ENT-surgeon. In the follow up study the phoniatricians were requested to first divide up the thirds in a way that the dorsal third corresponds to the cartilaginous part of the vocal folds (scheme 1) and second divide up the thirds in a way that all three thirds correspond to the ligamental part of the vocal folds.

Discussion and Findings: In the pilot study, when no instructions for the division of the thirds were given, the data differed much more than in the follow up study, when the physicians were told to use scheme 1 and scheme 2. That was because some phoniatricians divided up just the ligamental part and others the ligamental plus the cartilaginous part of the vocal folds in thirds. The more the physicians could overlook the membraneous part of the vocal folds the more certain they were in their assessment.

Conclusion: The assessment of the division of the vocal folds in thirds is more homogeneous when the phoniatricians were requested to divide up the thirds in a way that the dorsal third corresponds to the cartilaginous part of the vocal folds (scheme 1). Therefore we suggest that this way of division should be used further on.

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Dr. med. Götz Schade

Oberarzt, Poliklinik für Hör-, Stimm- und Sprachheilkunde

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf · Martinistraße 52 · 20246 Hamburg

Email: g.schade@uke.uni-hamburg.de

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