intensiv 2005; 13(3): 126-128
DOI: 10.1055/s-2004-813576
Abstract

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Magen-Darm-Komplikationen unter künstlicher Beatmung: Woran muss man denken, wie kann man sie vermeiden?

Hardy-Thorsten Panknin1
  • 1Berlin
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Publication Date:
31 May 2005 (online)

Die künstliche Beatmung ist als lebensrettende und lebenserhaltende Maßnahme aus der modernen Intensivmedizin nicht mehr wegzudenken. Dennoch geht sie leider bei bis zu 30 % der Patienten mit Komplikationen einher. In erster Linie zu fürchten sind beatmungsassoziierte Pneumonien, die je nach Erreger mit einer erhöhten Sterblichkeit von bis zu 40 - 50 % verbunden sind. Aber auch Komplikationen im Bereich des Magendarm-Kanals treten bei beatmeten Patienten häufig auf. Selbst wenn die Bewusstseinslage nicht reduziert ist, können beatmete Patienten nicht normal essen, kauen und schlucken. Die Nahrung wird entweder kontinuierlich oder als Intervallernährung mittels Magensonde zugeführt, alternativ erfolgt eine vollständige parenterale Ernährung. Diese unphysiologische Form der Nahrungszufuhr kann Funktionsstörungen oder Schäden im Magen-Darm-Trakt nach sich ziehen. Aber auch die veränderten Kreislaufverhältnisse des beatmeten Patienten können über eine Mangelblutung der Magendarmschleimhaut Läsionen verursachen.

In der Übersichtsarbeit von Dr. G. Mutlu und Kollegen aus der Sektion für Lungenkrankheiten und Intensivtherapie der Universitätsklinik von Chicago, Illinois, USA, werden die häufigsten Magen-Darm-Störungen bei künstlicher Beatmung dargestellt und ihre Ursachen analysiert. Eine Übersicht über das Spektrum der möglichen Erkrankungen gibt Tab. [1].

Tab. 1 Übersicht über mögliche Magen-Darm-Störungen unter maschineller Beatmung Organ Störung/Erkrankung Ursache Ösophagus Refluxösophagitis Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre, bedingt durch Flachlagerung und/oder Magenüberfüllung   Erosionen der Ösophagusschleimhaut und Kardia zu starre Magensonde Magen Erosionen, Ulzera gestörte Durchblutung des Splanchnikusgebietes, Übersäuerung bei zu seltener Nahrungszufuhr, Freisetzung von Zytokinen (s. Abb. 1) Dünndarm Transportstörung bis zum Ileus Opiate, Sedativa, gestörte Durchblutung des Splanchnikusgebietes Gallenblase akute Gallenblasen- und Gallenwegsentzündung (ohne Steine) gestörte Durchblutung des Splanchnikusgebietes, Veränderung der Gallenflüssigkeit durch unphysiologische Ernährung Kolon Ileus s. bei Dünndarm   pseudomembranöse Kolitis (Klinik: schleimiger, oft blutiger, massiver Durchfall) Überwucherung von Clostridium difficile (oder Clostridium perfringens) unter Breitspektrumantibiotikatherapie

Literatur

  • 1 Mutlu G M. et al . Gastrointestinal complications in patients receiving mechanical ventilation.  Chest. 2001;  119 1222-1241

Hardy-Thorsten Panknin

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