Gesundheitswesen 2003; 65(8/09): 502-508
DOI: 10.1055/s-2003-42394
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Einflussfaktoren auf die ambulante Pflege - Erste Ergebnisse eines kleinräumigen Vergleichs der Begutachtungsdaten in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein

Factors for Ambulant Care - First Results of a Small Area Comparison of Assessment Data in the Federal States of Schleswig-Holstein and
Mecklenburg-Vorpommern
R. Pritzkuleit1 , C. M. Erben2 , R. Großpietzsch3
  • 1Institut für Krebsepidemiologie e. V., Lübeck
  • 2MDK Schleswig-Holstein, Lübeck
  • 3MDK Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 September 2003 (online)

Zusammenfassung

Die Arbeit zeigt aufbauend auf einer Studie für Schleswig-Holstein, welche Möglichkeiten und Analysepotenziale sich durch eine kleinräumige Betrachtung der Beantragung und Inanspruchnahme von Pflegeleistungen bei einem Vergleich zwischen Bundesländern - in diesem Falle zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern - erschließen. Ausgehend von der Annahme gleichen Verhaltens bei Beantragung, Inanspruchnahme und Ausprägung der ATL (Aktivitäten des täglichen Lebens) werden Abweichungen für verschiedene räumliche Kategorien eines Landes dargestellt.

Innerhalb eines Landes sind deutliche Unterschiede zwischen ländlichen und urbanen Räumen erkennbar. Beantragte Leistungen und empfohlene Pflegestufe folgen dabei länderübergreifend einem grundsätzlichen Trend; im Grad der Ausprägungen differieren die Länder z. T. erheblich. Bei der Darstellung der Selbstwahrnehmung mittels der ATL präsentiert sich in den beiden Bundesländern ein entgegengesetztes Bild.

Die Einflussfaktoren Infrastruktur, Wohnraumbesitzverhältnis und Selbstwahrnehmung aus der früheren Studie konnten im Ländervergleich verifiziert werden. Zudem zeigt sich der Einfluss des Transformationsprozesses z. B. durch selektive Migration und schnelle Suburbanisierung.

Abstract

This paper shows possible opportunities and analysis potentials to contrast between Federal States - in this case Schleswig-Holstein and Mecklenburg-Vorpommern - with regard to application for and demands on benefits granted by statutory long-term care insurance. It is a further development of an early study. Under the assumption of an equal behaviour as to application for, demands on and distinction of ADL (activities of daily life) variances for defined areas of a Federal State are pointed out.

Within a Federal State, definite differences between rural and urban areas are exemplified. Applications for and demands on benefits follow the same trend, but there are differences in profile. Self-assessment of each of the the States concerned, differs surprisingly and is in itself often contradictory.

On comparing these States, it was possible to verify individual factors of influence such as infrastructure, housing property conditions and individual self-assessment. Moreover the paper shows the influence of the process of transition taking place in East Germany, e. g. by selective migration and fast suburbanization.

Literatur

  • 1 Großpietzsch R, Erben C M, Conrad P. et al . Qualitätssicherung in der Begutachtung - im Medizinischen Dienst der Krankenversicherung - am Beispiel der Begutachtung der Pflegebedürftigkeit.  Der medizinische Sachverständige. 1997;  93 13-16
  • 2 Berg H, Pick P, Schmelzer F. et al . Epidemiologische und sozialmedizinische Aspekte der häuslichen Pflegebedürftigkeit.  Die Krankenversicherung. Januar 1996;  7-12
  • 3 Pritzkuleit R, Erben C M. Antragsverhalten und Pflegebedürftigkeit in der ambulanten Pflege nach dem SGB XI. Ein siedlungsstruktureller Ansatz.  Gesundheitswesen. 2001;  63 200-204
  • 4 Landesraumordnungsplan Schleswig-Holstein 1998 (LROPl) . Amtsblatt C 1306 A. Bekanntmachung der Ministerpräsidentin - Landesplanungsbehörde - vom 4. Juni 1998.  Kiel.
  • 5 Der Wirtschaftsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern . Erstes Landesraumordnungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern.  1993; 
  • 6 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg) .Raumordnungsbericht 2000. Bonn; Selbstverlag 2000
  • 7 Bayrischer Forschungsverbund Public Health (Hrsg) .Analyse kleinräumiger Versorgungsstrukturen und der Inanspruchnahme von Leistungen für Pflegebedürftige nach Einführung der Pflegeversicherung. München,; 1998
  • 8 Wolf-Ostermann K, Lüngen M, Lauterbach K W. Regionale Kostenunterschiede der Krankenhausversorgung in NRW.  Inform Biom Epidemiol Med Bio. 2002;  33 (1) 11-26
  • 9 Pritzkuleit R. Regionale Aspekte der Pflegebedürftigkeit. Regional differenzierte Betrachtung von Beantragung und Inanspruchnahme von Leistungen nach dem SGB XI.  Kiel (Diplomarbeit am Geogr. Inst. des CAU),. 1999;  45
  • 10 Pritzkuleit R, Erben C M. Antragsverhalten und Pflegebedürftigkeit in der ambulanten Pflege nach dem SGB XI. Ein siedlungsstruktureller Ansatz.  Gesundheitswesen. 2001;  63 200-204
  • 11 Dinkel R H, Nafziger W, Lebok U. Regionale Unterschiede in den Begutachtungsergebnissen des häuslichen Pflegebedarfs im Jahr 1995 und deren mögliche Erklärungen.  Gesundheitswesen. 1997;  59 (S1) 59-63
  • 12 Kapphan A. Wandel der Lebensverhältnisse im ländlichen Raum. Strubelt W, Genosko J, Bertram H et al Städte und Regionen. Räumliche Folgen des Transformationsprozesses (Berichte zum sozialen und politischen Wandel in Ostdeutschland Bd. 5) Opladen; Leske und Budrich 1996: 233
  • 13 Pritzkuleit R, Erben C M. Antragsverhalten und Pflegebedürftigkeit in der ambulanten Pflege nach dem SGB XI. Ein siedlungsstruktureller Ansatz.  Gesundheitswesen. 2001;  63 200-204
  • 14 Planck U, Zische J. Land- und Agrarsoziologie. Eine Einführung in die Soziologie des ländlichen Siedlungsraumes und des Agrarbereichs Stuttgart; Ulmer 1979: 271 ff
  • 15 Erben C M. Analyse der Arbeitsunfähigkeit auf der Grundlage der Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung am Beispiel der IKK Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern 1992-1996. Witten/Herdecke; (Diss. rer- medic. Lehrstuhl für Medizintheorie Universität Witten/Herdecke) 2001

Dipl.-Geogr. Ron Pritzkuleit

Institut für Krebsepidemiologie e. V.

Beckergrube 43-47

23552 Lübeck

    >