Aktuelle Neurologie 2003; 30: 237
DOI: 10.1055/s-2003-41780
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Parkinson-Therapie im Wandel

Parkinson-Therapy in the Process of ChangeW.  Jost, H.  Reichmann
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Publication Date:
28 August 2003 (online)

Die therapeutischen Möglichkeiten beim Parkinson-Syndrom sind mittlerweile sehr vielfältig. Ihr Einsatz muss entsprechend differenziert und auch unter Berücksichtigung von Kostenaspekten erfolgen. Die Auswahl und der Zeitpunkt des Einsatzes einzelner Substanzgruppen wirkt sich sowohl auf die Prognose als auch die Therapiekosten im Gesamtverlauf aus. Die Diskussion über die adäquate und optimale Therapie kann nur im intensiven interdisziplinären Gespräch erfolgen, das regelmäßig wiederholt und dessen Ergebnisse ständig überprüft werden müssen.

Aus diesem Grund findet jährlich unser Experten-Meeting Parkinson statt, bei dem ein intensiver Austausch zwischen Ärzten aus allen Versorgungsstufen und sonstigen Therapeuten und Grundlagenwissenschaftlern erfolgt. In diesem Jahr trafen wir uns in Eltville im Rheingau und konzentrierten uns auf fünf Schwerpunkte. Von großem Interesse sind die Therapieoptionen der Zukunft. Welche therapeutischen Möglichkeiten stehen uns zukünftig zur Verfügung, welche Perspektiven eröffnen sich für unsere Patienten? Den aktuellen Stand stellte H. Reichmann in einem einleitenden Referat dar, der in einer Arbeitsgruppe intensiv diskutiert wurde, die W. Oertel leitete.

Ist es wichtig, zu Beginn mit der richtigen Substanzgruppe zu beginnen, wird die Therapie in der Spätphase sehr kompliziert. G. Deuschl fasste in seinem Übersichtsreferat die nichtmotorischen Störungen zusammen, M. Naumann stellte den derzeitigen Stand der Therapie im Spätstadium unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinien vor. Da die Therapie individuell angepasst werden muss, können Leitlinien nicht alle Fragen beantworten, was Eingang in die Ergebnisse der Arbeitsgruppe fand, die unter Leitung von Th. Müller stand.

Sehr emotionsbeladen ist derzeit die Kostendiskussion. Selbstverständlich müssen Kostenaspekte berücksichtigt werden, dabei sollte jedoch stets das medizinische Wissen führend sein. R. Dodel machte in seinem Übersichtsreferat klar, dass eine intensive Beschäftigung mit der Thematik sinnvoll und notwendig ist und dass Gesundheitsökonomie mehr als die Addition einzelner Kosten sein muss. In der Arbeitsgruppe unter Leitung von W. Jost nahmen neben den Ärzten auch Betriebswirte sowie Studenten mit dem Schwerpunkt Gesundheitsökonomie teil. Die lebhafte Diskussion zeigte auf, wie viel Arbeit noch notwendig ist bis ausreichende Daten vorliegen. Konsens war, dass sich Ärzte mit der Thematik auseinander setzen müssen, damit wir bei den entscheidenden Prozessen mitreden können.

Neben den medikamentösen Ansätzen haben auch Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie einen festen Stellenwert beim Parkinson-Syndrom. In seinem Übersichtsreferat betonte G. Fuchs deren Notwendigkeit, stellte aber fest, dass noch viele wissenschaftliche Untersuchungen notwendig sind, damit der Einsatz optimiert werden kann. Diese Gesichtspunkte wurden in der Arbeitsgruppe unter Leitung von M. Oechsner intensiv diskutiert und bewertet.

Aus aktuellem Anlass wurde auch noch eine Arbeitsgruppe Restless legs (RLS) eingerichtet, die W. Fogel leitete. Beim RLS handelt es sich um eine häufige neurologische Erkrankung, die mittlerweile medikamentös gut zu behandeln ist. Eine Zulassung für L-Dopa besteht, mit einer Zulassung für Dopaminagonisten darf mittelfristig gerechnet werden.

Das Experten-Meeting war außerordentlich interessant, arbeitsintensiv und produktiv. Die Übersichtsreferate haben wir, ebenso wie die Ergebnisse der Arbeitsgruppen in diesem Supplement publiziert. Wir hoffen, Ihnen etwas von der Arbeitsatmosphäre und dem Geist von Eltville vermitteln zu können.

Wolfgang Jost, Wiesbaden

Heinz Reichmann, Dresden

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