Handchir Mikrochir Plast Chir 2002; 34(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2002-22110
Editorial

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Zeitschrift im Wandel

The Journal's Evolution
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Publication History

Publication Date:
18 March 2002 (online)

Das erste Heft der Zeitschrift „Handchirurgie, Mikrochirurgie, Plastische Chirurgie“ erscheint in ihrem 34. Jahrgang in neuer Gestalt: Nachdem die Zeitschrift im Jahr 2000 vom Hippokrates auf den Georg Thieme Verlag überging, wurde nun auch das Erscheinungsbild dem der übrigen in diesem Verlag erscheinenden Journale angepasst: Innen renoviert und außen mit der blau-blau-weißen Thieme-Trikolore. Aber es gibt auch Entwicklungen, die für den Leser der gedruckten Ausgabe nicht gleich ersichtlich sind: Seit 1999 ist die Zeitschrift elektronisch im Volltext online und recherchierbar (www.thieme.de/hamipla oder www.thieme-connect.de); seit 2000 ist sie um die HTML-Version aller Beiträge bereichert, die als besonderen Service den direkten Zugriff aus den Literaturverzeichnissen auf den Medline-Eintrag der zitierten Arbeiten bietet. Diese Funktion gibt es seit Mitte 2001 sogar auch in umgekehrter Form: Wer in der Medline auf einen seit diesem Zeitpunkt publizierten Artikel stößt, findet dort den direkten Verweis auf den Volltext in der Datenbank von Thieme-connect.

Die wichtigste Änderung wird aber vielleicht erst auf den zweiten Blick sichtbar: Mit Ablauf des Jahres 2001 hat Dieter Buck-Gramcko die Schriftleitung abgegeben. Nur eine schwere und lange Krankheit konnte ihn davon abhalten, die Geschäfte der „Handchirurgie, Mikrochirurgie, Plastische Chirurgie“ kontinuierlich fortzuführen. Damit ist eine 32-jährige Epoche zu Ende gegangen, eine Zeitspanne, die ohne Vergleich ist. Sogar die Kanzlerschaft der beiden am längsten amtierenden deutschen Regierungschefs der neueren Geschichte, Adenauer und Kohl, zusammen summiert sich nur auf 30 Jahre, ganz zu schweigen von den Herausgebern anderer wissenschaftlichen Zeitschriften, die sich nach wesentlich kürzeren Zeiten von dieser so aufwändigen und verantwortungsvollen Aufgabe zurückziehen.

Mit dieser Zeitschrift, man möchte sie „seine Zeitschrift“ nennen, hat Buck-Gramcko einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung und Etablierung der Handchirurgie im deutschsprachigen Raum geleistet. Nach Gründung des Handchirurgischen Literaturzirkels 1959, dem ersten Zusammenschluss der handchirurgisch interessierten Chirurgen und Orthopäden in unserem Raum, war die Gründung der Zeitschrift „Handchirurgie“ die logische Folge. Sie erschien in den ersten 12 Jahren ihres Bestehens im typischen gelben Umschlag bei der VLE-Verlags-GmbH in Erlangen. Mitstreiter in der Schriftleitung waren damals Jürgen Geldmacher und Ernst Scharizer. Bezeichnend für die frühe Epoche der Zeitschrift war, dass sie neben Originalarbeiten eine im Vergleich zu heute größere Zahl von Fallbeschreibungen und Kleinserien umfasste. Auch die von Henry Nigst und Dieter Buck-Gramcko erstellten Zusammenfassungen der Diskussionen, die auf den Symposien der DAH und den Basler Arbeitstagungen geführt worden waren, prägen das Bild des ersten Jahrzehnts. In diesen Jahren kannten die Autoren einander noch alle persönlich, so klein und fast familiär war das Grüppchen der Beteiligten.

Als der Aufwand für die Zeitschriftenherstellung die Möglichkeiten der VLE-Verlags-GmbH zu übersteigen begann, musste ein neues Verlagshaus gesucht werden. Im Hippokrates Verlag wurde es 1981 auch gefunden. Mit diesem Wechsel verschwand das bis dahin gewohnte Gelb des Umschlags und machte dem Grün des neuen Verlages Platz. Nur ein Jahr später, 1982, fusionierte die Zeitschrift mit der „Plastischen Chirurgie“ und trug von nun an den Namen „Handchirurgie, Mikrochirurgie, Plastische Chirurgie“. Mit der Namensänderung kamen Hanno Millesi für die Mikrochirurgie und Rudolf Zellner für die Plastische Chirurgie mit in die Schriftleitung. Der konstante Fels aber blieb Dieter Buck-Gramcko. Er hat in seinem Amt die Maßstäbe gesetzt, die das Bild der Zeitschrift bestimmen: Wie ein Manuskript zur Veröffentlichung auszusehen hat, welche Nomenklatur zu verwenden ist, wie das Literaturverzeichnis aufgebaut sein soll und vieles andere mehr. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von seiner langjährigen Sekretärin Gerlinde Kruse. Von vielen gefürchtet, aber von den meisten akzeptiert, waren seine Briefe, die sich kritisch mit Inhalt und Form des Geschriebenen auseinandersetzten. Wohl jeder der heute etablierten Handchirurgen kennt diese oft vielseitigen Briefe aus Hamburg. Schlampige Recherche, logische Brüche oder veraltete Nomenklatur entdeckte er ebenso wie formale Fehler oder falsche Orthographie. Fast immer konnte jedoch die Qualität des Manuskripts durch seine Verbesserungs- und Änderungsvorschläge so gehoben werden, dass es schließlich doch noch zur Veröffentlichung an den Verlag geschickt werden konnte. Die Ablehnungsquote war demzufolge gering, besonders wenn man sie mit der anderer handchirurgischer Zeitschriften vergleicht. Seit Februar 1982 gingen 2465 Manuskripte über seinen Schreibtisch, ohne Berücksichtigung der großen Zahl von Arbeiten, die vor diesem Zeitpunkt veröffentlicht worden waren. Mit seiner im Grunde wohlwollenden Kritik hat sich Dieter Buck-Gramcko nicht nur als Förderer und Mentor des deutschsprachigen Handchirurgen-Nachwuchses bewiesen, sondern auch die Plastische Chirurgie gestärkt. Glücklicherweise hat er sich jetzt soweit von seiner schweren Krankheit erholt, dass er auch weiterhin mit Rat als Gutachter von Manuskripten, aber auch mit Tat der Zeitschrift zur Verfügung steht.

Nach einer Übergangszeit mit kommissarischer Schriftleitung wurde Ende 2001 vom Verlag eine neue Schriftleitung eingesetzt. Als Nachfolger von Dieter Buck-Gramcko wurde Ulrich Lanz an die Seite von Wolfgang Schneider gestellt, der vor allem für die Manuskripte mit Plastisch-chirurgischen Themen zuständig bleibt. Grundsätzliche Änderungen im Inhalt der Zeitschrift sind durch diesen Wechsel nicht zu erwarten. Weiterhin werden alle Manuskripte an mindestens zwei Gutachter zur Beurteilung gegeben. Die Zeitschrift ist also auch künftig „Peer-reviewed“. Vielleicht werden die Briefe, mit denen die Manuskripte an die Autoren zur Überarbeitung zurückgereicht werden, künftig etwas weniger ausführlich sein. Schließlich wird der Verlag dafür sorgen, dass die Zitierweise im Literaturverzeichnis einheitlich den Vorgaben entspricht. Für die Korrektheit des Zitats aber zeichnet der Autor selbst verantwortlich. Wir erhoffen uns von diesen Maßnahmen eine kürzere Bearbeitungszeit. Einige Beiträge werden dadurch an Aktualität gewinnen. Kräftig werden wir dabei vom Verlag, aber auch von mitdenkenden Schriftsetzern unterstützt.

Künftig sollen regelmäßig jährliche Herausgeberbesprechungen anlässlich der Symposien der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie stattfinden. Auf der im Oktober 2001 in St. Gallen abgehaltenen Besprechung wurde beschlossen, künftig noch mehr Schwerpunkthefte herauszubringen. Themenhefte, von einem Gastherausgeber zusammengestellt, sollen einen Überblick über bestimmte Themen geben. Übersichtsarbeiten und Fortbildungsartikel sollen die Zeitschrift noch praxisbezogener machen. Vielleicht gelingt es noch öfter als in der Vergangenheit, durch die Publikation von Leserbriefen und Kommentaren eine Diskussion anzufachen, die die Wissensvermittlung noch interessanter macht.

Als erfahrener Herausgeber einer Zeitschrift weiß Dieter Buck-Gramcko, dass Zeitschriften ewige Baustellen sind, dass sie nie fertig werden, weil immer die nächste Ausgabe ansteht; er weiß aber auch, dass damit Ausgabe für Ausgabe die Chance zur Verbesserung besteht. Dies ist uns Nachfolgern bewusst und ein Trost, und diese Chance wollen wir nutzen. Verlag und Schriftleitung sind fest entschlossen, das von Dieter Buck-Gramcko über mehr als drei Jahrzehnte geschaffene und vorbildlich geführte Werk fortzusetzen, um die HaMiPla weiterhin als maßgebliches Organ der Hand- und Plastischen Chirurgie im Deutschsprachigen Raum zu bewahren, zum Nutzen ihrer Leserschaft und deren Patienten.

Im Januar 2002 Herausgeber und Verlag

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