Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86(04): 201-202
DOI: 10.1055/s-0044-100048
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Persönlichkeitszüge zeigen sich in der Gehirnstruktur von Jungen

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Publication Date:
24 April 2018 (online)

Bei Jungen gehen kühle und emotionslose Persönlichkeitszüge mit strukturellen Veränderungen im Gehirn einher, nicht aber bei Mädchen. Dies zeigt ein europäisches Forscherteam unter der Leitung der Universität Basel und der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel in einer Studie zur Gehirnentwicklung bei 189 Jugendlichen.

Kühle und emotionslose Persönlichkeitszüge können ein Risiko für eine beeinträchtigte Entwicklung der Empathie und der Gewissensentwicklung darstellen. Kinder und Jugendliche reagieren weniger auf emotionale Reize in ihrer Umwelt, sie bevorzugen häufig gefährliche Aktivitäten, in denen sie weniger Vorsicht oder Ängstlichkeit zeigen. Forschende und Ärzte haben solchen Persönlichkeitsmerkmalen in den letzten Jahren erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt, da diese in Zusammenhang mit der Entwicklung von Störungen des Sozialverhaltens gebracht werden.

Bis heute haben sich Forschungsergebnisse v. a. auf klinische Stichproben beschränkt. Jugendliche mit einem psychiatrischen Störungsbild leiden allerdings häufig auch noch an weiteren Störungen, wie Angst- oder Aufmerksamkeitsstörungen. Bislang war deshalb unklar, ob die Verbindungen zwischen Gehirnstruktur und Gehirnfunktion allein auf kühle, emotionslose Persönlichkeitszüge oder auf Begleiterkrankungen zurückzuführen sind. Mithilfe von Magnetresonanztomografie konnten die Forschenden einen genaueren Einblick in die Hirnentwicklung von gesunden Jugendlichen nehmen. Dabei interessierte sie speziell, ob sich kühle und emotionslose Persönlichkeitszüge durch Veränderungen in der Hirnstruktur erkennen lassen und ob es dabei Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt.

Die Ergebnisse zeigen bei Jungen mit kühlen und emotionslosen Persönlichkeitsmerkmalen Veränderungen im vorderen Teil der Inselrinde – einer Gehirnstruktur, welche für Emotionsverarbeitung und Empathie verantwortlich ist. Für Mädchen konnte der Zusammenhang nicht nachgewiesen werden. Interessant ist insbesondere, dass solche hirnstrukturellen Merkmale erkennbar waren, obwohl keine der Testpersonen Symptome einer klinischen Diagnose (z. B. Störung des Sozialverhaltens) erfüllte. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher herausfinden, was dazu führt, dass einige dieser Kinder und Jugendlichen später eine Psychopathologie entwickeln, während andere nie auffällig werden.

Nach einer Meldung der Universität Basel