Z Geburtshilfe Neonatol 2018; 222(01): 8-9
DOI: 10.1055/s-0043-125195
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Paracetamol während der Schwangerschaft: Erhöhtes ADHS-Risiko beim Kind?

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Publication Date:
02 March 2018 (online)

Viele Schwangere nehmen bei Fieber oder Schmerzen Paracetamol ein. Es mehren sich jedoch zunehmend die Hinweise darauf, dass dieser plazentagängige Wirkstoff für entwicklungsneurologische Defizite und Verhaltensauffälligkeiten der Kinder prädisponieren könnte. Wissenschaftler aus Norwegen haben untersucht, ob eine intrauterine Exposition mit einem erhöhten Risiko für eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) der Kinder einhergeht.

Hierzu haben sie die Daten der norwegischen „Mother and Child Cohort Study“, einer großen, prospektiven, populationsbasierten Kohortenstudie, ausgewertet. In die Analyse gingen 112973 zwischen 1999 und 2009 geborene Kinder sowie ihre Eltern ein. Mit Hilfe des nationalen Patientenregisters wurden alle Kinder mit einer ADHS-Diagnose nach dem Alter von 3 Jahren identifiziert. Die Forscher haben bei der Datenauswertung berücksichtigt, dass das ADHS-Risiko möglicherweise nicht nur von der intrauterinen Paracetamol-Exposition abhängt. Beispielsweise stehen verschiedene maternale Erkrankungen, bei welchen Paracetamol indiziert ist (z. B. Fieber, inflammatorische und Autoimmunerkrankungen), im Verdacht, für entwicklungsneurologische Defizite der Kinder zu prädisponieren. Ferner ist bekannt, dass Frauen mit impulsiven Persönlichkeitszügen häufiger während der Schwangerschaft Paracetamol anwenden. Dieser Wesenszug könnte sich ebenfalls auf das ADHS-Risiko der Kinder auswirken. Auch genetische Einflussfaktoren, bspw. die Paracetamol-Affinität des Vaters, sowie verschiedene andere potentielle Confounder (Bildungsstand, Alter, BMI, Parität und Familienstand der Mutter, ADHS-Erkrankung der Eltern, maternaler Alkohol- und Nikotinabusus sowie Angst- und Depressionen während der Schwangerschaft, Geburtsjahr) wurden bei der Analyse berücksichtigt. Detaillierte Informationen zur maternalen Paracetamol-Einnahme vor bzw. während der Schwangerschaft gingen aus den Fragebögen hervor, die die Mütter im Rahmen der Studienteilnahme beantwortet hatten. Zusätzlich waren auch die Väter zu ihrer Medikamenteneinnahme in den letzten 6 Monaten vor der Schwangerschaft befragt worden.