Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(06): 293
DOI: 10.1055/s-0043-121298
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Antwort der Autorinnen auf den Leserbrief zum Beitrag „Outcomes geplanter außerklinischer und klinischer Low-Risk Geburten in Niedersachsen“

Antje Petersen
1   AG Hebammenwissenschaft, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
Lea-Marie Köhler
1   AG Hebammenwissenschaft, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
Christiane Schwarz
1   AG Hebammenwissenschaft, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
Mechthild M. Groß
1   AG Hebammenwissenschaft, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 December 2017 (online)

Petersen A, Köhler L-M, Schwarz C et al. Outcomes geplanter außerklinischer und klinischer Low-Risk Geburten in Niedersachsen. Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221: 187–197

Wir danken für diesen kritischen Leserbrief, der uns die Gelegenheit gibt, unsere Arbeit [1] noch einmal genauer zu präsentieren.

Die Studie ist im Wesentlichen zum umfangreichen Vergleich von außerklinisch und klinisch Gebärenden angelegt. Die Samples wurden anhand von Risikofaktoren einander angeglichen. Zur empirischen Evaluierung des Geburtsortes gibt es mittlerweile eine unübersehbar große Forschungslandschaft. Ein vielfach genanntes Thema ist die Tatsache, dass verschiedene Arbeiten in verschiedenen Ländern jeweils unterschiedliche Einschlusskriterien für die Klientel angewendet haben. In unserer Arbeit haben wir durch einen speziell entwickelten Score dargelegt, wie zukünftig verschiedene Arbeiten miteinander verglichen werden können. Wir hoffen, dass unsere Studie zum Forschungsdiskurs beitragen kann, da damit erstmals ein Weg gezeigt wird, wie Studien hinsichtlich der Einschlusskriterien vergleichbar werden können.

Die Stärke der Studie liegt in der Vielzahl an erfassten Faktoren, um diese Populationen zu vergleichen. Bezüglich Geburtsoutcomes wären eine multivariate Analyse oder „matched pairs“ natürlich genauer gewesen. Doch wie die Autoren des Leserbriefs darstellen, war eine genaue statistische Aussage zu seltenen Outcomes wie neonatalen Todesfällen – aufgrund der Anzahl der Teilnehmerinnen – nicht möglich, sodass wir uns auf den Vergleich der Häufigkeiten der pränatalen Eigenschaften und der intra- und postpartalen Ereignisse und Interventionen beschränkt haben. Wir danken insbesondere für das Eingehen auf diesen uns wichtigen Punkt, um klarzustellen, dass anhand unserer Studie keine Aussage zu seltenen Ereignissen wie Todesfällen getroffen werden kann. Wir möchten auch noch einmal darauf hinweisen, dass sich unsere Daten hauptsächlich auf Geburten in einem Geburtshaus beziehen.

Eine weitere Stärke unserer Arbeit ist die Datenerhebung mit demselben Instrument sowohl bei klinischen wie außerklinischen Geburten. Soweit uns bekannt, ist dies bislang in keiner der bisher erfolgten Studien hierzulande erfolgt.

International ergibt sich das in der Diskussion ausführlich dargestellte Bild, dass insbesondere Mehrgebärende ohne Uterusnarbe und anderweitig ebenfalls niedrigem Risikoprofil unter der Voraussetzung einer adäquaten intrapartalen Überwachung durch die Hebamme und zügiger Verlegungsorganisation, offen beraten werden können. Dies schlägt auch die NICE-Guideline vor [2]. Eine Risikoaufklärung gehört schon heute zu der Pflicht jeder Hebamme, die eine außerklinische Geburt betreut.

Unsere Studie soll nicht zur Vermarktung risikoreicher außerklinischer Geburten weit ab von einer geburtshilflichen Klinik werben. Im Gegenteil treten wir für die Integration von Betreuungsprinzipien der Hausgeburten ein wie die 1-zu-1-Betreuung, den zurückhaltenden Einsatz von Interventionen und eine häusliche Atmosphäre. Die Einführung von Geburtshäusern in unmittelbarer Nähe von Kliniken oder hebammengeleiteten Geburten in Kliniken sollte nicht als Rückschritt verstanden werden, sondern Frauen eine sicherere Alternative zur klinikfernen Geburt bieten.

Publikationshinweis

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  • Literatur

  • 1 Petersen A, Köhler L-M, Schwarz C. et al. Outcomes geplanter außerklinischer und klinischer Low-Risk Geburten in Niedersachsen. Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221: 187-197
  • 2 Delgado Nunes V, Gholitabar M, Sims JM. et al. Intrapartum care of healthy women and their babies: summary of updated NICE guidance. BMJ 2014; 349: g6886