PPH 2017; 23(05): 257
DOI: 10.1055/s-0043-116888
Rund um die Psychiatrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Bidee J, Vantilborgh T, Pepermans R, Willems J, Jegers M, Hofmans J. Daily motivation of volunteers in healthcare organizations: relating team inclusion and intrinsic motivation using self-determination theory. European Journal of Work and Organizational Psychology 2017; 26 (3): 325–336. DOI: 10.1080/1359432X.2016.1277206

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Publication Date:
18 September 2017 (online)

Hintergrund: Die Anzahl an pflegebedürftigen Menschen in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen steigt an. Dies führt zu einem Effektivität- und Effizienzdruck in der Leistungserbringung. Die Etablierung des Ehrenamts bietet eine Alternative, um das hauptamtliche Gesundheitspersonal zu entlasten und Serviceleistungen aufrechtzuerhalten. Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen haben ein Interesse daran, die Ehrenamtlichen für ein langfristiges Engagement zu gewinnen. Welche intrinsischen Motivationsfaktoren und potenziellen Wechselwirkungen dabei eine entscheidende Rolle spielen, ist jedoch weitgehend unerforscht. Die Studie befasst sich mit der Fragestellung, wie sich die Integration von Ehrenamtlichen in bestehende Teams auf deren Zufriedenheit und die Bereitschaft, langfristig tätig zu sein, auswirkt.

Die Hypothese der Forscher ist, dass eine positive Verbindung zwischen dem teamorientierten Zugehörigkeitsgefühl sowie der tätigkeitsbezogenen Zufriedenheit der Ehrenamtlichen besteht und diese positive Empfindung dann als intrinsischer Motivator wirkt. Die untersuchten tätigkeitsbezogenen Faktoren sind Eigenständigkeit bei der Arbeit, Befähigung, um die Aufgaben erfüllen zu können sowie Verbundenheit der Ehrenamtlichen mit der Einrichtung.

Methode: An dieser Studie nahmen fünf Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen mit insgesamt 43 Ehrenamtlichen teil. Die Probanden wurden zuerst gebeten, einen demografischen Fragebogen zu ihrer Person zu beantworten, außerdem schrieben sie an fünf aneinander folgenden Tagen tätigkeitsbezogene Tagebücher. Die Dokumentation umfasst Informationen über das persönliche Empfinden, Teil des Teams zu sein (Six-item Insider Status Scale Consisting), die Zufriedenheit mit der Bewältigung der eigenen mentalen Bedürfnisse in der Ausführung des Ehrenamts (Nine-item Need Satisfaction Scale) sowie die intrinsische Motivation für die ehrenamtliche Tätigkeit (Seven-item Interest/Enjoyment Subscale of the Intrinsic Motivation Inventory). Für die Hypothesenprüfung führten die Forscher die Pfadanalyse als Teil der Kausalanalyse sowie das Bayesian Multilevel Path Models in Mplus in der Version 7.4 durch.

Ergebnis: Das Zugehörigkeitsgefühl zu einem Team fördert die intrinsische Motivation für ein langfristiges Ehrenamt. Es lässt sich erkennen, dass sich die Zufriedenheit über die eigene Kompetenzbefähigung stärker auf die intrinsische Motivation auswirkt als die gegebene Autonomie in der ehrenamtlichen Tätigkeit. Die Ergebnisse zeigen ebenfalls auf, dass sich das Zugehörigkeitsgefühl und somit die intrinsische Motivation durch negative Team- und Situationsveränderungen in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen wieder abschwächen kann.

Fazit: Die Integration von Ehrenamtlichen in bestehende Teams in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen ist entscheidend für die Motivation und Qualität ihrer Arbeit sowie deren langfristige Bindung an das Ehrenamt.

Jörg Kußmaul