neuroreha 2017; 09(02): 56
DOI: 10.1055/s-0043-111389
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekte der melodischen Intonationstherapie für Patienten mit chronischer Aphasie

Jan Mehrholz
1   Private Europäische Medizinische Akademie der Klinik Bavaria in Kreischa GmbH, An der Wolfsschlucht 1–2; 01731 Kreischa
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Publication History

Publication Date:
09 June 2017 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Evaluation der melodischen Intonationstherapie bei Patienten mit chronischer Aphasie.


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Methodik

Design Multizentrische, randomisierte und kontrollierte Studie.

Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden rechtshändige Patienten im Alter zwischen 18 und 80 Jahren mit chronischer, länger als ein Jahr bestehender Aphasie nach einem Schlaganfall aus neun Zentren.

Die Teilnehmer mussten per Definition ein sogenannter melodischer Intonationstherapiekandidat (MIT-Kandidat) sein. MIT-Kandidat war definiert als nicht flüssige Aphasie (weniger als 50 Wörter pro Minute), unilateraler linkshemisphärischer Schlaganfall, schlechte Sprachwiederholung (im Aachener Aphasie Test [AAT] Untertest Nachsprechen ≤ 100 Punkte), schlechte Artikulation (im AAT-Untertest Spontansprache ≤ 3 Punkte) und moderat bis gutes Sprachverstehen (AAT-Untertest Sprachverständnis ≥ 33 Punkte und funktionelles Verstehen ≤ 5 Punkte).

Interventionen In die Studie wurden die Probanden mit einem computerbasierten Zufallsgenerator nach dem Zufallsprinzip in eine von zwei Gruppen zugeordnet. Die erste Gruppe bekam sechs Wochen MIT, die Kontrollgruppe bekam über sechs Wochen keine Therapie. Nach sechs Wochen „Warteliste“ bekam diese Kontrollgruppe dann anschließend die gleiche MIT wie die erste Gruppe.

Die melodische Integrationstherapie wurde nach einem amerikanischen MIT-Manual angewendet und wurde dementsprechend angepasst und gesteigert.

In der Kontrollgruppe wurden keine individuellen sprachtherapeutischen Behandlungen durchgeführt. Allerdings wurden viele der Patienten aus Aphasiegruppen rekrutiert, sodass die Patienten auch in der Kontrollgruppe (zum Teil) reguläre bzw. übliche Sprachtherapie erhielten.

Messungen Getestet wurde zu Beginn der Studie, nach sechs Wochen, zum Ende der Therapie und weitere 12 Wochen später. Gemessen wurde mit dem eigens entwickelten MIT Repetition Task (11 trainierte und 11 untrainierte Sätze), mit den Untertests aus dem AAT (Benennen, Nachsprechen und Sprachverständnis) sowie mit dem Amsterdam-Nijmegen Everyday Language Test (ANELT) und dem Sabadel Story Retell Task.


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Ergebnisse

Zwischen 2009 und 2011 wurden insgesamt 17 Personen rekrutiert und zehn Patienten in die Experimentalgruppe und sieben in die Kontrollgruppe eingeschlossen. Zum Ende der Therapie unterschieden sich beide Gruppen im direkten Vergleich nicht, mit Ausnahme des MIT-Untertests „geübte Sätze“.


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Schlussfolgerung

Die Autoren schlussfolgern, dass die Ergebnisse ihrer Studie nur eingeschränkte Effekte der melodischen Intonationstherapie zeigen.


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  • Van Der Meulen I, Van De Sandt-Koenderman MW, Heijenbrok MH. et al. Melodic intonation therapy in chronic aphasia: Evidence from a pilot randomized controlled trial. Front Hum Neurosci. 2016; Nov 1 10: 533