Laryngorhinootologie 2017; 96(07): 497-498
DOI: 10.1055/s-0043-104095
Facharztfragen
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Fragen für die Facharztprüfung

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Publication Date:
02 August 2017 (online)

Innenohr, Gleichgewichtssinn und Otobasis

Frage: Sprechen Sie die Bedeutung und die Diagnostik schlafbezogener Atemstörungen beim Erwachsenen!

Antwort: Schlafbezogene Atemstörungen (SBAS) werden unterteilt in zentrale Schlafapnoesyndrome, obstruktive Schlafapnoesyndrome (OSAS) und schlafbezogene Hypoventilations-/Hypoxiesyndrome. Schlafbezogene Atemstörungen sind ein unabhängiger Risikofaktor für die arterielle Hypertonie, Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Diabetes mellitus und metabolischem Syndrom. Sie erhöhen die Mortalität und beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz und im Straßenverkehr. Hauptsymptome sind Tagesschläfrigkeit, Insomnie und Erschöpfbarkeit. Seltener können Kopfschmerzen (vor allem morgendliche Kopfschmerzen), Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmung und Reizbarkeit auftreten.

Die Diagnostik schlafbezogener Atemstörungen erfolgt in der Regel und vor allem bei V. a. OSAS im Rahmen einer Stufendiagnostik gemäß den Richtlinien über die Bewertung ärztlicher Untersuchungsund Behandlungsmethoden (BUB-Richtlinien).

Die Stufe 1 umfasst eine ausführliche schlafmedizinische Anamnese ggf. unterstützt von Fragebögen zur Erfassung der Tagesmüdigkeit (z. B. Epworth Sleepiness Scale) und der Lebensqualität.

In der Stufe 2 erfolgt eine klinische Untersuchung auf internistischem, neurologischem und HNO-ärztlichem Fachgebiet. Im HNO-Bereich erfolgt die endoskopische Diagnostik des gesamten nasalen und pharyngealen Bereichs, um prädisponierende Faktoren für eine pharyngeale Obstruktion wie hyperplastische Tonsillen, Adenoid, Zungengrundhyperplasie, Makroglossie, tiefstehender Weichgaumen, Uvulahyperplasie sowie supraglottischen Veränderungen auszuschließen. Die Diagnostik einer ausgeprägten Septumdeviation oder anderer nasaler Obstruktionen (Polyposis, Nasenmuschelhyperplasie) ist notwendig für die Einschätzung der Durchführung einer ggf. notwendigen nasalen Überdruckbeatmung (nCPAP). Jeder Patient mit Beschwerden hinsichtlich schlafbezogener Atemstörungen und/oder assoziierten Erkrankungen (therapierefraktäre Hypertonie, Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz, KHK, Diabetes mellitus, zerebrovaskuläre Erkrankungen) sollte der weiteren apparativen Diagnostik unterzogen werden. Diese ist ebenso vor der Therapie eines habituellen Schnarchens zum Ausschluss eines obstruktiven Schlafapnoesyndroms (OSAS) notwendig.

In der Stufe 3 erfolgt die respiratorische Polygrafie. Dabei erfolgt zu Hause im Schlaf mittels eines kompakten Messgerätes ein EKG, eine periphere O2-Messung, eine kontinuierliche Atemflussmessung durch Mund und Nase sowie die Registrierung der Körperlage über mindestens 6 Stunden. Ausgewertet werden der Stillstand der Atmung während des Schlafs für mindestens zehn Sekunden (Apnoe) oder eine signifikante Verringerung des Atemflusses mit begleitender Sauerstoffentsättigung oder Weckreaktionen (Hypopnoe). Daraus wird ein Index von Anzahl Apnoe + Hypopnoe pro Stunde (AHI/h) berechnet. Bei einem AHI > 10/h oder Diskrepanzen zwischen Beschwerden und Befund erfolgt dann die Polysomnografie.

Zur schlafmedizinisch überwachten Polysomnographie (Stufe 4) im Schlaflabor gehören die Aufzeichnungen von EEG, EKG, Atemfluss, Atmungsanstrengung, Sauerstoffsättigung, Körperlage und Video. Zur diagnostischen Einschätzung von chirurgischen Therapiemöglichkeiten als Vorbereitung vor einer CPAP-Therapie oder als Alternative bei CPAP-Versagen erfolgt die Schlafvideoendoskopie in der Regel in Propofoltitrierung.