Z Geburtshilfe Neonatol 2016; 220(06): 236
DOI: 10.1055/s-0042-121414
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Geburtshilfe
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Fetale Therapie – Valacyclovir bei CMV-Infektion

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Publication Date:
21 December 2016 (online)

Hintergrund: Eine kongenitale Zytomegalievirus-(CMV-)Infektion betrifft ca. 7 von 1000 Neugeborenen, und 20 % von ihnen entwickeln in der Folge teils schwerwiegende neurologische Einschränkungen. Eine Impfung ist derzeit nicht verfügbar, und die Behandlung der Kinder nach der Geburt setzt oft zu spät ein. Valaciclovir konnte bei Transplantatempfängern CMV-Infektionen verhindern – französische Mediziner haben das Medikament nun zur intrauterinen Behandlung von CMV-Infektionen des Fetus untersucht.

Methoden: Marianne Leruez-Ville und ihre Kollegen haben zwischen 2012 und 2014 insgesamt 41 Schwangere mit 43 Feten in eine offene, prospektive Studie aufgenommen. Einschlusskriterium war eine gesicherte, mäßiggradige Infektion des Fetus, definiert als

  • CMV-DNA-Nachweis in der Amnionflüssigkeit nach Woche 21

und

  • mindestens 1 extrazerebrales Symptom in der Sonografie, das zu einer CMV-Infektion passt

und / oder

  • ein isolierter pathologischer zerebraler Befund und / oder 1 der folgenden Laborbefunde:

    • Thrombozytenzahl beim Fetus < 100 000 / mm3

    • CMV-DNA-Konzentration > 30 000 Kopien / ml.

Die Frauen erhielten Valaciclovir 4 × 2 g / d (16 Tabletten) ab Diagnose bis zur Entbindung oder über insgesamt 24 Wochen. Als primären Endpunkt beurteilten die Mediziner den Anteil symptomatischer Neugeborener, sekundäre Endpunkte umfassten u. a. unerwünschte Wirkungen und die Compliance mit der Tabletteneinnahme.

Ergebnisse: 2 Schwangerschaften wurden vorzeitig abgebrochen, von den 41 auswertbaren Neugeborenen waren 34 ohne Symptome einer CMV-Infektion (82 %); alle diese Kinder sind nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten weiterhin asymptomatisch. Diese Rate liegt damit deutlich höher als bei historischen Kontrollen aus der Literatur (ca. 43 %). Dabei nahm die Viruslast im Blut des Feten unter der Behandlung signifikant ab und die Thrombozytenzahl signifikant zu, sodass ein Behandlungseffekt wahrscheinlicher ist als eine zufällige Besserung dieser Parameter im Verlauf.

Unerwünschte Wirkungen waren selten, nur 2 Frauen berichteten über Kopfschmerzen. Serummarker der Leber- und Nierenfunktion nahmen nicht in relevantem Ausmaß zu. Die Compliance der Mütter lag, trotz der hohen Zahl einzunehmender Tabletten über bis zu 6 Monate, bei mehr als 90 %.

Fazit

Nach diesen Daten könnte die hoch dosierte Behandlung mit Valaciclovir die Folgen einer kongenitalen CMV-Infektion deutlich mildern, meinen die Autoren. Die Kinder dieser Kohorte werden nun weiter bis zum Alter von 5 Jahren überwacht, sowohl im Hinblick auf späte Manifestationen der Infektion als auch auf die Entwicklung der Befunde bei den 7 symptomatischen Kindern. Die Haupteinschränkung dieser Studie ist die fehlende Randomisierung; allerdings war ein randomisiertes Design für diese Fragestellung nicht möglich, da die meisten Schwangeren die zufällige Zuweisung zur Therapie – oder eben Nicht-Therapie – abgelehnt hatten.

Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim