physiopraxis 2016; 14(01): 63
DOI: 10.1055/s-0041-109345
mediathek
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Interdisziplinär – Schmerztherapie

Contributor(s):
H Locher

Subject Editor:
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 January 2016 (online)

Zoom Image

Das Buch stellt die invasiv-medikative Schmer ztherapie dar, beschreibt aber auch detailliert alle Aspekte der interprofessionellen und interdisziplinären Behandlung von Schmerzpatienten. Die beschriebenen Methoden und Therapeutika zur Schmerzbehandlung mit jeweiliger Indikation und Wirkung sind informativ und auch für Physiotherapeuten nützlich (tiefere Einblicke bietet „Injektionstherapie an der Wirbelsäule“ von Theodoridis). Durch Kenntnis ärztlicher Therapieansätze können Therapeuten Behandlungsoptionen und Dosierungen anpassen und den Therapieerfolg verbessern.

Die Autoren stellen die Schmerzphysiologie und -pathologie sowie Assessments und klinische Tests dar. Leider zeigen sie bei der klinischen und manuellen Untersuchung des Stammes oft Tests mit erwiesen schlechter Evidenz wie den Vorlauf-Test (ISG/LWS). Die wichtigsten Provokationstests für das ISG wie Thigh Thrust, Gapping und pelvikale Distraktion fehlen, obwohl sie den Palpationstests überlegen sind. Einzig Faber-Test und 4er-Zeichen und eine abgeänderte Form des Mennell-Tests, die mäßige Evidenz haben, werden gezeigt. Hier verweisen die Autoren jedoch darauf, dass genaue Testungen in die Hände ausgebildeter Manualmediziner und -therapeuten gehören. Ein besseres Verständnis der Schmerzmechanismen liefert „Manuelle Medizin 1“ von Böhni.

Schön, dass die Autoren der Physiotherapie einen wichtigen Stellenwert in der Behandlungskette zuschreiben und Physiotherapeuten zur Verfügung stehende Behandlungsformen nicht nur als Adjuvans ansehen. Es lohnt sich, ab und zu über den Tellerrand zu schauen und fachgebietsfremde Literatur zu konsumieren.

Jonas Tschopp-Helbling, Diplom-Physiotherapeut FH, Manualtherapeut SAMT, Triggerpunkttherapeut dgsa aus Bern