Zeitschrift für Phytotherapie 2015; 36(03): 119
DOI: 10.1055/s-0041-103218
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Schilcher der „Vater einer reproduzierbaren Phytopharmaka-Qualität“ ist verstorben

Karin Kraft
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Publication Date:
30 July 2015 (online)

Vor ziemlich genau vier Monaten konnten wir ihm noch zu seinem 85. Geburtstag gratulieren. Jetzt ist er nach langer Krankheit am 17. Juni 2015 für immer von uns gegangen.

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Heinz Schilcher (1930-2015) © Susanne Kammerer

Prof. Heinz Schilcher hat die Grundlagen für die moderne wissenschaftliche Phytotherapie geschaffen. Dass er früh in seinem Leben Dr. Rudolf Fritz Weiss, dem Nestor der wissenschaftlichen Phytotherapie, begegnete und mit ihm einen intensiven fachlichen Dialog begann, war ein großer Glücksfall. Schilcher erkannte rasch, dass eine gute Qualität von Phytopharmaka die wesentliche Grundlage für ihre reproduzierbare Wirksamkeit und Sicherheit darstellte.

Die Qualitätssicherung von Phytopharmaka wurde damit zu seinem wissenschaftlichen Lebensschwerpunkt. Zwischen 1963 und 1974 war er als Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung sowie als Herstellungs- und Kontroll-Leiter eines Arzneimittelherstellers tätig, von 1973 bis 1977 hatte er eine Professur an der Universität Marburg inne. Ab 1978 war er Mitglied der Geschäftsleitung eines phytotherapeutisch orientierten Herstellers. 1983 wurde er an das Institut für Pharmazeutische Biologie der Freien Universität Berlin berufen, er war dort als geschäftsführender Direktor bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1995 tätig. Mit über 300 wissenschaftlichen Artikeln und 19 Lehr- und Handbüchern hat er sehr maßgeblich zur Anerkennung der Phytotherapie in der wissenschaftlichen Medizin beigetragen.

Prof. Heinz Schilcher hat sich zudem in maßgeblichen Gremien für die Phytotherapie engagiert. So war er über 25 Jahre Mitglied der Sachverständigen-Kommission E beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie Mitglied und − ab 2005 − 1. Vorsitzender der Sachverständigen-Kommission für Traditionell angewendete Arzneimittel nach § 109a AMG. Ich erinnere mich gerne an seine mit oft knorrigem Charme vorgetragenen Kommentare zum allgemeinen und besonderen Kenntnisstand über Phytotherapie in diesen Sitzungen, in denen er redlich und mit großem Engagement für den Erhalt von in Deutschland entwickelten Phytopharmaka gekämpft hat.

Auch nach seiner Emeritierung hat er sich für die wissenschaftliche Phytotherapie engagiert. Er war über viele Jahre Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Phytotherapie e. V. Im Jahr 2009 wurde er ihr Ehrenmitglied, 2011 wurde ihm zudem die Ehrennadel der GPT verliehen. Für die ESCOP war er langjährig als ein sehr aktiver Supervisor tätig. Zudem hat er weiterhin in verschiedenen ärztlichen und pharmazeutischen Fachzeitschriften publiziert und sein fundiertes Wissen in Fort- und Weiterbildungen für Ärzte und Pharmazeuten eingebracht. Sein letztes großes Werk war der 2010 bereits in 4. Auflage herausgegebene, für die ärztliche Praxis hervorragend geeignete „Leitfaden Phytotherapie“.

Die Gesellschaft für Phytotherapie nimmt von ihrem Ehrenmitglied in tiefer Trauer und mit großem Respekt Abschied. Wir sind ihm für sein Lebenswerk sehr dankbar.