Kinder- und Jugendmedizin 2016; 16(03): 184-191
DOI: 10.1055/s-0037-1616318
Sozialpädiatrische Versorgung
Schattauer GmbH

Versorgungsforschung in klinischen Kohorten am Beispiel der Beikosteinführung bei sehr kleinen Frühgeborenen

Health services research in clinical cohorts: Complementary food in very low birth weight infants
J. Spiegler
1   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck
,
N. Eisemann
2   Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck
,
E. Herting
1   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck
,
W. Göpel
1   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck
› Author Affiliations
GNN
Further Information

Publication History

Eingereicht am: 27 November 2015

angenommen am: 04 December 2015

Publication Date:
11 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Selektierte klinische Kohorten sind gekennzeichnet durch ein häufiges Vorkommen von ungewöhnlichen Expositionen und hoher Inzidenz der untersuchten Endpunkte. Sie erlauben damit Analysen, die auf der Basis von bevölkerungsbezogenen Kohorten nicht möglich sind. Die Daten aus dem German Neonatal Network (GNN) sind eine gute Ausgangslage für versorgungswissenschaftliche prospektiv angelegte Studien bei Frühgeborenen.

Exemplarisch untersuchten wir das Alter bei Beikosteinführung. Es sollte geklärt werden, ob das Alter bei Beikosteinführung Auswirkungen auf die Körpergröße bzw. das Körpergewicht im Alter von 2 Jahren zeigt, wobei Körpermaße der KIGGS-Kohorte als Referenz herangezogen wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass im Durchschnitt im korrigierten Alter von 3.5 Monaten Beikost eingeführt wurde; je unreifer die frühgeborenen Kinder waren desto früher erfolgte die Einführung von Gemüsebreien und Fleisch. Eine frühe Beikosteinführung führte nicht zu einer reduzierten Körperlänge oder Körpergewicht im Alter von 2 Jahren.

Insgesamt konnten mithilfe der GNN-Kohorte die kontroverse Frage der Beikosteinführung bei Frühgeborenen geklärt werden und eine Grundlage für eine evidenzbasierte Beratung gelegt werden.

Summary

Highly selected clinical cohorts are hallmarked by a high exposure to risk factors and high incidence of clinical outcomes under investigation. They allow the investigation of associations not feasible in population-based studies. Data from the German Neonatal Network (GNN) provide an excellent basis for prospective outcome studies in premature infants. Exemplarily we studied at what age parents start complementary food in very low birth weight infants, determined risk factors for early introduction of complementary food and analysed whether the age at introduction of complementary food influences height or weight at two years of age using data from the KIGGS-cohort as a reference. We found that vegetables and meat were introduced on average at 3.5 months of age. We found a positive relationship of low gestational age at birth and the early introduction of vegetables and meat. Length and weight at a post term age of two years were not influenced by early introduction of complementary food. The GNN cohort was helpful to study the controversial issue of introduction of complementary food in former VLBW infants. The findings help to optimize health care in high risk infants and serve as a basis of evidence based counselling.