Der Klinikarzt 2015; 44(10): 473
DOI: 10.1055/s-0035-1567847
Editorial
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Standard changing news Onkologie

Günther J Wiedemann
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Publication Date:
04 November 2015 (online)

Krebs ist keine Erkrankung der Neuzeit. Bereits 2625 vor Christus erwähnte der ägyptische Universalgelehrte Imhotep in einer medizinischen Abhandlung „aus der Brust hervorquellende Massen“, eine Therapie gab es zu dieser Zeit noch nicht. Auch Hippokrates (460–370 vor Christus) untersuchte Geschwüre in den verschiedensten Organen. Die Tumoren, die er entdeckte, nannte er Karkinos. Ein Name, der bis heute verwendet wird: Krebs. Es gab erste Therapieversuche mit Spülungen und Anleitungen zur Entfernung von Geschwüren. Hippokrates riet bei Tumoren, die sich im Körper fortpflanzen, noch zur Abstinenz. Im 16. und 17. Jahrhundert erfolgten Operationen oft nur mithilfe eines Messers und unter Sedierung mit Alkohol und Opium. Der schottische Arzt Joseph Lister leistete Pionierarbeit in der antiseptischen Medizin. 1869 gelang ihm eine Brustoperation unter Vollnarkose. Die Wunden desinfizierte er mit Phenol, das bis dahin zur Geruchsbekämpfung in Abwässern in der Stadt diente. Rund 30 Jahre später entdeckte der Physiker Wilhelm Röntgen, dass Strahlen das Wachstum von Krebsgewebe hemmen und begründete damit eine weitere Therapieoption, die Strahlentherapie. Ende des 19. Jahrhunderts erhielt Paul Ehrlich von Kaiser Wilhelm II. den Auftrag, seine ganze Kraft der Krebsforschung zu widmen. Ehrlich übertrug Methoden der Bakteriologie auf die Krebsforschung und etablierte damit die dritte Therapieform bei Krebserkrankungen, die Chemotherapie.

Seit der Entdeckung von Krebserkrankungen vor rund 5000 Jahren hat sich viel getan. Verschiedene Therapieformen wie operative Verfahren, die medikamentöse Therapie, Strahlentherapie, (Anti)-Hormontherapie,und „targeted therapy“ (zielgerichtete Therapie) wurden immer weiter entwickelt. In den letzten Jahren ist das Interesse an der Immuntherapie stark gewachsen. Ziel dieser Therapieform ist das zelluläre Immunsystem, dem auf unterschiedlichste Wege auf die Sprünge geholfen werden soll. Anfang des Jahres sind zwei US-amerikanische Wissenschaftler auf diesem Gebiet mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2015 ausgezeichnet worden. Auch beim diesjährigen Kongress der American Society for Clinical Oncology (ASCO) stand die Immuntherapie im Vordergrund.

Mit dieser Ausgabe des klinikarzt startet die 3-teilige Serie „Standard changing News Onkologie“ mit einem Beitrag von Prof. Dirk Jäger, Heidelberg, zur Immuntherapie in der internistischen Onkologie und dem Beitrag von Prof. Alfred Königsrainer, Tübingen, der zeigt, was in der Tumorchirurgie bleibt und in welchen Bereichen sich neue Trends entwickeln.