Gesundheitswesen 2016; 78(03): 161-165
DOI: 10.1055/s-0034-1396887
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Betriebliche Gesundheitsförderung in kleinen, mittleren und großen Unternehmen des Gesundheitssektors – Häufigkeit, Handlungsgründe der Unternehmensleitungen und Hürden der Realisierung

Workplace Health Promotion in Small, Medium-Sized and Large Enterprises of the Health-Care Sector – Frequency, Reasons for the Company Management to Take Action and Barriers to Implementation
E. Schaefer
1   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Betriebliche Gesundheitsförderung, Erlangen
,
H. Drexler
2   Institutsleiter, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Erlangen
,
J. Kiesel
2   Institutsleiter, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Erlangen
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Publication Date:
17 February 2015 (online)

Zusammenfassung

Ziel: Gewinn von Erkenntnissen zur Aktivität in betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Vergleich zu Großunternehmen in Mittelfranken. Ein Adressdatensatz von Betrieben aus der Medizinbranche stand zur Verfügung. Neben den Aktivitäten in der BGF wurden insbesondere Hinderungsgründe aus Sicht der Unternehmensleitung und deren Wunsch nach einer Kooperation in einem Unternehmensnetzwerk ermittelt.

Methodik: Die Erhebung der Daten für diese Querschnittstudie erfolgte durch standardisierte Telefoninterviews. Interviewt wurde die Geschäftsleitung, falls dies nicht möglich war, eine benannte Vertretung. 106 Betriebe wurden kontaktiert. Die Studienergebnisse wurden mittels deskriptiver Statistik in SPSS® 20 und mit Methoden der qualitativen und quantitativen Forschung ausgewertet.

Ergebnisse: 80 Betriebe konnten erreicht und befragt werden, was einer Rücklaufquote von 75,5% entspricht. Mehr als die Hälfte (68,8%) der Unternehmen haben bisher einzelne oder mehrere Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung, vor allem in den Bereichen Ergonomie/Arbeitsumgebung oder Bewegung, durchgeführt. Eine Betrachtung nach Betriebsgröße bestätigt bisherige Studienergebnisse: Mit steigender Unternehmensgröße steigt die relative Häufigkeit von BGF-Maßnahmen. Die Beweggründe für BGF reichen von der Gesunderhaltung der Mitarbeiter (38,2%) bis hin zur Aussage, dass BGF zur Unternehmenskultur gehöre (9,1%). Als erfolgreich betrachten 81,8% der Betriebe ihre Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. 80,0% der Unternehmen mit BGF wurden überdies durch einen Partner, wie bspw. eine Krankenkasse (43,2%) unterstützt. Diejenigen, die bisher noch nicht in der BGF aktiv waren, nennen als Grund hierfür am häufigsten, dass sie über BGF noch nicht nachgedacht haben (44,0%). 44,0% der Unternehmen ohne BGF würden zudem gerne aktiv werden. Die Frage, ob die Firmen eine Zusammenarbeit innerhalb eines Unternehmensnetzwerks zur betrieblichen Gesundheitsförderung begrüßen würden, bejahten 65,5% der Unternehmen mit BGF und 56,0% der Unternehmen ohne BGF. Am wichtigsten ist ihnen hier der gegenseitige Austausch.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass fast die Hälfte derjenigen Unternehmen, die noch keine BGF etabliert haben, gerne aktiv werden will. Für eine breitere Etablierung der BGF, bietet sich besonders für KMU die Zusammenarbeit in Unternehmensnetzwerken an, am besten unterstützt durch externe Experten, wie z. B. Krankenkassen, Berufsgenossenschaften oder Universitätsinstitute.

Abstract

Purpose: The aim of this study was to gain insight into worksite health promotion in small and medium-sized companies compared to large concerns in Middle Franconia. Action in worksite health promotion, obstacles and demand for networks for workplace health promotion were determined.

Method: A standardised telephone interview served for collecting data for this cross-sectional study. The interviewee was always the manager or their proxy. 106 companies were contacted. The results of this study were analysed via qualitative and quantitative methods in SPSS® 20.

Results: It was possible to reach and interview 80 companies, a return rate of 75.5%. More than half the companies (68.8%) implemented at least one activity for worksite health promotion, especially ergonomic measures and measures to promote physical activity. Taking the size of the company into consideration when analysing the results, previous study results are confirmed. With an increasing size of the company, the relative frequency of measures for workplace health promotion rises. The motivation for worksite health promotion ranges from keeping the employees healthy (38.2%) to worksite health promotion as part of the business culture (9.1%). 81.1% of the companies consider their activity in worksite health promotion to be successful. Furthermore, 80.0% of the firms that implemented worksite health promotion were supported by a partner like a health insurance (43.2%). Those companies that did not implement any activities for worksite health promotion, state as a prime reason that they did not think about it as yet (44.0%). Besides, 44.0% of the companies without any worksite health promotion would like to implement measures. 65.5% of the companies that already took action in worksite health promotion and 56.0% of the companies that did not would like to cooperate with other firms in a network for workplace health promotion. Mutual exchange is the most important factor for them.

Conclusion: The results of this study show that almost half of the companies that did not implement measures for worksite health promotion as yet would like to take action in this regard. For a bigger establishment of worksite health promotion, networks are predestinated and are best accompanied and supported by external professionals like health insurances, mutual indemnity associations or universities.

2 finanziert aus Eigenmitteln des IPASUM, Teil einer Masterarbeit


 
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