XX Die Zeitschrift für Frauen in der Medizin 2014; 3(3): 129
DOI: 10.1055/s-0034-1390076
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Mobbing in Klinik und Praxis

Further Information

Publication History

Publication Date:
25 August 2014 (online)

Liebe Leserin,

seit ca. 20 Jahren wird in verschiedenen Bereichen der Arbeitswelt oder an Schulen das Problem „Mobbing“ thematisiert. Von dem Bundesarbeitsgericht wurde „Mobbing“ erstmalig 1997 als das „systematische Anfeinden, Schikanieren oder Diskriminieren von Arbeitnehmern untereinander oder durch Vorgesetzte“ definiert (vgl. Artikel Mobbing in Klinik und Praxis).

Eine wesentliche Steigerung und Qualitätsveränderung hat das Mobbingverhalten in den letzten Jahren durch die technischen Möglichkeiten des Internets erhalten. Beim sog. „Cybermobbing“, dem Mobbing in sozialen Netzwerken, wird über den aktuellen Arbeitsplatz hinaus eine breite Masse an Adressaten erreicht. Dieses kann mit Videomaterial unterstützt sein und unter Wahrung der Anonymität des Täters oder der Täterin geschehen.

Fokussiert auf Arbeitsplatzbedingungen stellt sich die Frage, ob sich hinter dem Phänomen „Mobbing“ gesellschaftliche Veränderungen in der Arbeitswelt der letzten 30 Jahren verbergen, oder ob es sich lediglich um eine veränderte Wahrnehmung bzw. Artikulation eines in der Arbeitswelt bestehenden Konfliktpotentials handelt. Retrospektiv kann diese Fragestellung nicht systematisch untersucht werden. Allerdings kann man einige Hypothesen formulieren wie z. B.

  • das Miteinander der Mitarbeiter hat sich verändert

  • die Menschen sind zunehmend sensibilisiert für psychische Belastungen

  • der Gesundheitsmarkt hält ein wachsendes Angebot zur Symptomlinderung bereit

  • die Arbeitswelt wird zunehmend von Beratern bezüglich des Betriebsklimas analysiert

  • mit den technischen Möglichkeiten für Mobbing im Netz, unter Wahrung der Anonymität des Täters, wird die moralische Schwelle herabgesetzt

Welche Faktoren der zunehmend Aufmerksamkeit für das Problem „Mobbing“ aber zugrunde liegen, ist für den Einzelnen, der sich einer „Mobbing-Situation“ ausgesetzt fühlt, völlig irrelevant, denn für ihn zählt nur die Unterstützung in der Bewältigung und aktiven Veränderung der Situation.

Es ist das Ziel dieses Heftes, hier einige Hinweise zu geben, welche Rechte man als Arbeitnehmer hat, wie man in Konfliktsituationen reagieren sollte und welche Hilfe man annehmen kann.

Mit kollegialen Grüßen

Ihre Herausgeberin

Herausgeberinnen

Dr. med. Sandra Breyer

Dr. med. Astrid Bühren

Dr. med. Anja Haas

Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns

Prof. Dr. med. Marion Kiechle

Expertinnenpanel

Prof. Dr. rer. physiol. Dr. h. c. Ulrike Beisiegel

Dr. phil. Mechthild Determann

Dr. phil. Susanne Dettmer

Prof. Dr. med. Annette Hasenburg

Dr. med. Evelyn Hemper

Prof. Dr. med. Gabriela Möslein

Stefanie Pranschke-Schade

Prof. Dr. med. Vera Regitz-Zagrosek

Prof. Dr. med. Anke Rohde

Prof. Dr. med. Ingrid Schreer

Prof. Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger