Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15(3): 89-90
DOI: 10.1055/s-0033-1362460
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„Palliativ; Versorgung; Forschung; Hospiz; Begleitung; Praxis“

Friedemann Nauck
,
Raymond Voltz
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Publication Date:
16 May 2014 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

anlässlich des 10. Kongresses unserer Fachgesellschaft, der vom 25.-27. Juni 2014 in Düsseldorf stattfindet, liegt Ihnen diesmal eine etwas umfangreichere Ausgabe der Zeitschrift für Palliativmedizin vor. Die von den Gutachtern am höchsten bewerteten eingereichten Beiträge finden Sie in diesem Heft in gedruckter Form, diese und alle weiteren eingereichten Abstracts erhalten Sie darüber hinaus auf der beigelegten CD.

Was macht diesen Kongress mit dem Motto „Palliativ; Versorgung; Forschung; Hospiz; Begleitung; Praxis“ so besonders? Einerseits natürlich das Jubiläum unserer wissenschaftlichen Fachgesellschaft: Vor 20 Jahren, am 2. Juli 1994, wurde im Mildred Scheel Haus in Köln auf Initiative von Professor Heinz Pichlmaier die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin gegründet. Seitdem hat sich in der palliativmedizinischen Versorgung in ganz Deutschland wie in unserer Gesellschaft sehr viel getan. Wir wollen auf diesem Kongress jedoch nicht nur auf die hinter uns liegenden 20 Jahre zurückschauen, sondern auch die Gegenwart betrachten und in die Zukunft blicken.

Wohin wird sich die Palliativmedizin in den kommenden 20 Jahren entwickeln? Einerseits müssen trotz der bisherigen rasanten Entwicklung die Versorgungsstrukturen weiter und differenzierter auf qualitativ hohem Niveau ausgebaut werden, andererseits sollen zukünftig bisher kaum erreichte Patientengruppen mit Bedarf an palliativmedizinischer Behandlung und hospizlicher Versorgung inkludiert werden. Der Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung bedarf der weiteren Entwicklung, sowohl für die zukünftig breitere allgemeine Versorgung als auch für die Spezialisierung. Auch wenn es originär hospizliches und palliativmedizinisches Handeln ist, eine multiprofessionelle Behandlung und Umsorgung anders und besser zu machen, bedarf es hierfür der Evidenz, und so wird auch der Bereich der Forschung für unser Feld zunehmend wichtiger. Mit klinischen Studien und einer umfassenden Versorgungsforschung werden wir die Relevanz unseres Handelns beweisen müssen und in Zukunft unser Handeln an die Bedürfnisse schwer kranker Menschen und Ihrer Zugehörigen besser anpassen. Die Forschung umfasst die Grundlagenforschung, in der Palliativmedizin, z. B. das Verständnis von bisher nicht intensiv erforschten klinischen Situationen wie etwa dem Sterbe- bzw. Todeswunsch, aber auch klinische Studien, die dazu beitragen sollen, belastende Symptome noch effektiver behandeln zu können. Die Versorgungsforschung überprüft, ob Erkenntnisse, die zumeist im „klinischen Elfenbeinturm“, d. h. in besonders spezialisierten akademischen Einrichtungen mit Forschungserfahrung gewonnen wurden, auch tatsächlich in der Praxis der gesamten palliativ-hospizlichen Versorgungslandschaft ankommen.

Als ein Zeichen dafür, dass die Versorgungsforschung aus unserer Sicht besonders relevant für die weitere Entwicklung der Palliativmedizin in den nächsten 20 Jahren sein wird, hat der Vorstand der DGP beschlossen, den 10. Kongress als gemeinsamen Kongress mit dem Deutschen Netzwerk für Versorgungsforschung (DNVF) abzuhalten. Diese Zusammenarbeit unterstreicht die Stellung der DGP als wissenschaftliche Fachgesellschaft und erklärt die Themenvielfalt von der Methodenentwicklung in der Versorgungsforschung über erste Ansätze der Grundlagenforschung bis hin zu den für Sie eher gewohnten Themen aus Praxis und Forschung der Palliativmedizin.

Wenn Sie sich die eingereichten nicht nur wissenschaftlichen Abstracts anschauen – und es sind diesmal so viel wie noch nie auf einem Palliativkongress – so werden Sie feststellen, dass sich Themenschwerpunkte entwickelt haben, zu denen besonders viele und qualitativ hochwertige Abstracts eingereicht wurden. Einerseits ist auffallend, dass unterschiedliche Forschungsinstrumente für die weitere zukünftige palliativmedizinische Forschung für die deutsche Situation entwickelt und validiert worden sind. Darüber hinaus sticht im Bereich der Symptomkontrolle vor allem Forschung zum Symptom Atemnot hervor, zu dem aus verschiedenen Arbeitsgruppen Neuerungen berichtet werden. Aber auch neue Behandlungsansätze, wie z. B. tiergestützte Therapie, und neue Patientengruppen, wie an Demenz Erkrankte und andere bisher vernachlässigte Patientengruppen, werden thematisiert. Zusammen mit Beiträgen über innovative Ideen in der Hospizarbeit sowie zu den Themen Team, psychische Gesundheit und Ethik bietet der Kongress eine außerordentliche Brandbreite von Aspekten.

Das Kongressmotto steht für die Vielfalt der Arbeit in der Palliativversorgung und die Herausforderungen in der ambulanten und stationären Behandlung sowie in Lehre und Forschung. Aufgrund der zunehmenden Etablierung der hospizlich-palliativen Angebote in unserem Gesundheitssystem sind wir gehalten, unsere tägliche Arbeit noch intensiver zu hinterfragen und die Zukunft kreativ und evidenzbasiert zu gestalten.

Wir sind sicher, dass sich die DGP als lebendige multiprofessionelle Gesellschaft diesen aktuellen und zukünftigen Aufgaben stellen wird; dies spiegelt die angebotene Themenvielfalt – von innovativer Praxis bis hin zu neuen Forschungsergebnissen – wider. Auch wenn Sie am Kongress nicht teilnehmen können, so hoffen wir, dass Sie die Zukunft der DGP weiter aktiv mitgestalten werden.

Wir freuen uns, das 20-jährigen Bestehen unserer Gesellschaft mit Ihnen gemeinsam zu feiern und auf viele gute Begegnungen und Gespräche.